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Sadia Khalid Reeti

© NASIRUL ISLAM

Der Film „Ghaath“: Im grausamen Dschungel

Warum sich ein Blick auf die Filme jenseits des Wettbewerbs immer lohnt.

Sadia Khalid Reeti
Eine Kolumne von Sadia Khalid Reeti

Stand:

Unter den acht indischen Filmen auf der diesjährigen Berlinale fiel mir „Ghaath“ (Hinterhalt) in der Sektion Panorama auf. Der Film handelt von den bewaffneten Kämpfe zwischen den Maoisten in Zentralindien und der Polizei – ein Thema, von dem wir oft in den Nachrichten hören. In diesen Berichten wird von der Zahl der Todesopfer berichtet. Wer sie waren und wie sie lebten, darüber erfahren wir jedoch nichts.

Der Film „Ghaath“ ist in drei Kapitel unterteilt – Land, Wasser und Dschungel. Jedes Kapitel folgt einem anderen Protagonisten: einem Undercover-Maoisten, einem besessenen alkoholkranken Polizisten und einem desillusionierten Maoistenführer. Zwei weitere Hauptfiguren sind Perku, ein Indigener, und Kusari, ein verletzliches Stammesmädchen, das zum Naxaliten-Informanten wird. Sie ist auch die einzige herausragende weibliche Figur in diesem von Männern dominierten Dschungel.

Es ist ein Dschungel, der weit von den fiktiven Ebenen Kiplings entfernt ist. Selbst Bagheera könnte diese unglücklichen Menschenkinder, die in den Kampf der Ideologien verwickelt sind, nicht beschützen. Die Charaktere beider Seiten sind krankhaft grausam und töten Freunde im Handumdrehen, ohne mit der Wimper zu zucken. All dies geschieht im Namen eines höheren Gutes, oder aus Rache. Wir erfahren jedoch nie, warum sie eigentlich kämpfen, wie sie all diese Morde vor sich selbst rechtfertigen.

Der Regisseur Chhatrapal Ninawe stammt aus dieser Region. Es ist eine bestechend schöne Landschaft – der See, die Inseln, der üppige Wald. Im Film ist auch die Geräuschkulisse des Dschungels ist sehr eindringlich. Beinahe möchte man sich umdrehen, um zu sehen, ob dort nicht doch eine wilde Kreatur lauert.

Die Reise des Films war so dramatisch wie der Film selbst: 2021 wurde er von seinen milliardenschweren Produzenten in letzter Minute von der Berlinale abgezogen, ein beispielloser Vorfall in der jüngeren Geschichte des Festivals. „Ghaath“ schlägt sicher nicht so ein, wie manch anderer Wettbewerbsfilm. Aber er verdient Aufmerksamkeit, denn er gibt den Menschen hinter sachlichen Statistiken ein Gesicht.

Sadia Khalid Reeti ist Filmkritikerin aus Bangladesch. An dieser Stelle schreibt sie in den kommenden Tagen über die Berlinale.

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