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CITY Lights: Der junge Fritz

Fridericus-Filme waren in Deutschland bis 1945 ein Extra-Genre, mit wiederkehrenden Figuren und Motiven wie beim Western. Wegen seiner nationalistischen, zuweilen auch nationalsozialistischen Tendenzen ist das Genre in Verruf geraten – und dabei ist es geblieben.

Fridericus-Filme waren in Deutschland bis 1945 ein Extra-Genre, mit wiederkehrenden Figuren und Motiven wie beim Western. Wegen seiner nationalistischen, zuweilen auch nationalsozialistischen Tendenzen ist das Genre in Verruf geraten – und dabei ist es geblieben. Nicht einmal als Feindbild war der alte Fritz nach dem Krieg noch fürs Kino interessant.

Zum 300. Geburtstag des Preußenkönigs am 24. Januar sind die Programmkinos daher auf Filme aus der Zeit vor 1945 angewiesen. Den Anfang macht Hans Steinhoffs Der alte und der junge König (Dienstag im Zeughauskino) aus dem Jahr 1935. Vordergründig geht es darum, wie der sensible Kronprinz von seinem groben Vater zur Härte erzogen wird. Erst nach schweren Prüfungen, darunter der Enthauptung seines besten Freundes Katte, gewinnt er das Format, das von einem König verlangt wird. Doch wie so viele NS-Propagandafilme ist auch dieser seinen Machern entglitten. Der Vater, verkörpert vom Hollywood-Heimkehrer und ersten Oscar-Preisträger Emil Jannings, erweist sich als tragische Figur. Niemand liebt ihn. Sein Sohn ist vom Weichei, das sich vor ihm fürchtet, direkt zum Eisblock mutiert. Und dabei hätte der alte Mann so gern einen Sohn gehabt, der Stärke mit Gefühl vereint.

Apropos Eltern-Kind-Konflikt: Das Kino der sechziger Jahre setzte auf unverblümtes Eltern-Bashing. Oberstes Feindbild waren Eltern, die gut verdienen. Der Held von Verschwiegene Spiele (1966) leidet an Impotenz, weil er auf einem schwedischen Schloss unter der Fuchtel einer dominanten Mutter aufgewachsen ist (Montag im Filmrauschpalast, Lehrter Straße 35). Seinen Kultstatus verdankt Mai Zetterlings Schwarzweißfilm einer Orgie, in deren Verlauf Ingrid Thulin ein totes Kind zur Welt bringt, begleitet von Jazzmusik und einer Rezitation über die Geburt Christi. So todernst der Fim gemeint ist und deshalb auch fasziniert: Zu seinen Bewunderern gehört der BadTaste-Guru John Waters, das sollte als Empfehlung genügen.

Der Club der 100-Jährigen mag nach dem Tod von Johannes Heesters um ein Mitglied ärmer geworden sein, aber es gibt immer noch die Mexikanerin Lupita Tovar, Jahrgang 1910. Bei der Berlin Fashion Week zelebriert Designer Ricardo Ramos Latina-Divas, indem er Modenschauen mit Filmvorführungen verbindet. Heute zeigt das Babylon Mitte Lupita Tovar als Santa (1932). In ihrer – traurigen – Rolle wird sie zur Prostituierten, die Kostüme aber sind schön anzusehen.

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