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Kultur: Der Schläfer

Peter Iden über die Abgründe der Frankfurter Kulturpolitik Es ist so gekommen wie es in Frankfurt am Main letztlich nicht anders zu erwarten war: Der Unterbezirksvorstand der SPD hat entschieden, an dem bisherigen Kulturdezernenten HansBernhard Nordhoff festzuhalten und ihn – wenn dieser Beschluss von den Delegierten des Jahresparteitages Ende März bestätigt wird (was wahrscheinlich ist) – den Stadtverordneten im Mai zur Wiederwahl vorzuschlagen. Gemeinsam mit der CDU, den Grünen und der FDP bilden die Sozialdemokraten die Koalition, mit der die Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU) im Frankfurter Römer ohne eigene Mehrheit regiert.

Peter Iden über die Abgründe der Frankfurter Kulturpolitik

Es ist so gekommen wie es in Frankfurt am Main letztlich nicht anders zu erwarten war: Der Unterbezirksvorstand der SPD hat entschieden, an dem bisherigen Kulturdezernenten HansBernhard Nordhoff festzuhalten und ihn – wenn dieser Beschluss von den Delegierten des Jahresparteitages Ende März bestätigt wird (was wahrscheinlich ist) – den Stadtverordneten im Mai zur Wiederwahl vorzuschlagen. Gemeinsam mit der CDU, den Grünen und der FDP bilden die Sozialdemokraten die Koalition, mit der die Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU) im Frankfurter Römer ohne eigene Mehrheit regiert. Eine Opposition gibt es nicht, die Koalitionspartner haben die Ressorts untereinander aufgeteilt, für die Kultur ist die SPD zuständig. Würde Nordhoff etwa von den CDU-Abgeordneten im Stadtparlament nicht wiedergewählt, ist sicher, dass auch deren Finanzdezernent seinerseits nicht mit den Stimmen der SPD rechnen könnte: Das von rigorosem Proporz-Denken bestimmte Bündnis müsste zerbrechen.

In einem offenen Brief hatten nun 112 Frankfurter Bürger, darunter prominente Künstler und Kunstvermittler, Wissenschaftler, Verleger und Wirtschaftsgrößen, sich dagegen ausgesprochen, den Kulturdezernenten im Amt zu bestätigen. Nordhoff hat, seit die SPD ihn aus Aachen an den Main holte (was Aachens OB seinerzeit mit der Bemerkung kommentierte, das sei nun wirklich für Aachen ein schöner Tag), gänzlich glücklos agiert. Die Aufzählung seiner Fehler würde Seiten füllen. Zudem ist Nordhoff ein Mann ohne Ausstrahlung, schläft bei kulturellen Anlässen gern öffentlich ein, ein Interesse an den Künsten, geschweige denn irgendeine Form von Enthusiasmus kann er nicht vermitteln. Allenfalls traut man ihm die liebevolle Behandlung seines Parteibuchs zu, vor dem er, wie gewitzelt wird, morgens und abends niederkniee, um sich zu bedanken für die Position, die es ihm verschafft hat.

Dass eine Gruppe von Bürgern Einspruch erhebt gegen seine Wiederwahl, ist ein in der Geschichte der Frankfurter Kulturpolitik bisher einmaliger Ausdruck der Unzufriedenheit – nicht nur mit Nordhoff. Mehr noch als ihm gilt die Kritik den Parteien, die solche krassen Fehlbesetzungen möglich machen: Obwohl die SPD in ihren Reihen niemanden sieht, der das Amt des Kulturdezernenten tatsächlich ausfüllen könnte, besteht sie darauf, es zu besetzen. Ein zumindest problematisches Demokratieverständnis, das der Unterbezirksvorsitzende Franz Frey gern zur Schau stellt, wenn er etwa vermutet, viele der Unterzeichner des offenen Briefs hätten diesen zuvor gar nicht gelesen. Eher würden sich die Abgeordneten des Frankfurter Stadtparlaments so verhalten müssen, wenn die Parteien anlässlich der Wahl im Mai den Fraktionszwang nicht aufheben. Als nämlich gegenüber einem der Abgeordenten gestern gesprächsweise die reale Zustimmung für Nordhoff auf 20 Prozent geschätzt wurde, war die Antwort: „Soviel? Wie kommen Sie denn darauf?“

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