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Fühlt sich vom Zweiten Weltkrieg noch immer „hochgradig traumatisiert“. Lars Eidinger bei der Pressekonferenz.

© Michael Kappeler/dpa

Der Star auf der Berlinale: Lars Eidinger und seine Rolle als SS-Offizier in „Persian Lessons“

Auf der Pressekonferenz zum KZ-Drama von Regisseur Vadim Perelman erklärte Lars Eidinger, wie ihn der Holocaust bis heute traumatisiert.

Es gibt Geschichten, die sind uns in der Jugend begegnet und lassen uns nicht mehr los. Zum Beispiel die von dem Juden, der sich im KZ als Perser ausgibt und Farsi zu sprechen vorgibt.

Als 15-Jähriger hat Drehbuchautor Ilya Zofin davon gelesen, noch in der Sowjetunion, in einer deutschsprachigen Zeitschrift. Eine wahre Geschichte, wie er glaubte. Sie blieb haften, reifte langsam, bis zum Drehbuch von „Persian Lessons“. Doch erst jetzt stellte sich heraus, dass hinter der Jugenderinnerung eine Erzählung stand, „Erfindung einer Sprache“ von Wolfgang Kohlhaase.

Schnell wurden die Rechte erworben, später traf Zofin den Autor selbst, der wiederum berichtete, er habe damals, als er die Geschichte schrieb, von einer ähnlichen Begebenheit gehört.

Eine KZ-Geschichte also. Aber für Regisseur Vadim Perelman dennoch kein Film über den Holocaust. Er bilde den Hintergrund für das eigentliche Thema: Vertrauen und menschliche Interaktion, wie er auf der Pressekonferenz in Berlin betont.

Zu oft seien Nazis und Deutsche als Roboter, Automaten und bloße Befehlsempfänger dargestellt worden. Er habe auch ihre menschliche Seite zeigen wollen, was jedoch nicht bedeute, ihnen auf die Schulter zu klopfen. Der Zuschauer, so hofft Perelman, könne ahnen, dass so etwas wie damals in jedem Land, zu jeder Zeit geschehen könne. Auch sich selbst nimmt er davon nicht aus.

Das Internet als Hassmedium

Für Lars Eidinger ist der Film hochaktuell. Der Reiz der Rolle als SS-Offizier? Er sei als Deutscher durch den Krieg und die NS-Verbrechen noch immer „hochgradig traumatisiert“ und sei froh, wenn er mit solch einem Film dieses Trauma bearbeiten könne. Gerade jetzt, da man die Gefahr spüre, dass sich die Geschichte wiederholen könnte.

Nach dem Ersten Weltkrieg habe Stefan Zweig ein Medium gefordert, dass bei der moralischen Entgiftung der Gesellschaft hilft.

Solch ein Medium gebe es jetzt mit dem Internet, das nun aber gerade umgekehrt nicht die Liebe, sondern den Hass und die Missgunst fördere.

Für ihn ein Anlass, dagegen zu kämpfen. Das sei wohl auch ein bisschen der Grund für seine Omnipräsenz.

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