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© Eventpress/Radke

Berlinale-Fuhrpark: Der Traum vom Barockengel

Zum Berlinale-Fuhrpark des Sponsors BMW gehören auch Legenden der Firmengeschichte.

Man kann die Figur von Tilda Swinton nicht wirklich als barock bezeichnen. Es zeugte daher schon von gewisser Ironie, ausgerechnet sie am Eröffnungsabend der Berlinale in einem BMW 502, gern „Barockengel“ genannt, vorfahren zu lassen. Auch Penélope Cruz kommt dem Barockideal nicht wirklich nahe, aber immerhin näher. Am Freitag könnte sie es sein, die zur Vorführung von „Nine“ im Friedrichstadtpalast in dem roten Oldtimer vorfährt – dahin gehen derzeit die Überlegungen des Festivalsponsors BMW, der zwar, schon um den Absatz zu beflügeln, überwiegend seine neuesten und schicksten Kreationen an den roten Teppich schickt, zur Eröffnung aber und sporadisch danach auch blauweiße Oldtimer und Legenden der Firmengeschichte einen Auftritt gönnte, samt prominenten Fahrgästen. Die nahmen dafür schon mal etwas historische Unbequemlichkeit in Kauf. So zwängte sich Armin Rohde in eine Isetta.

Dieser Typ war vor Urzeiten Star eines wirklich gemeinen Streichs in der TV-Serie „Vorsicht, Kamera!“. Ab Werk passten in den Tank 13 Liter rein, die Sonderanfertigung für die Sendung ließ sich mit über 100 Litern befüllen – damals übernahm das noch ein Tankwart. Das vom Kamerateam ausgesuchte Opfer verlor über den Riesendurst des vermeintlich lecken Kabinenrollers völlig die Fassung, das Publikum klopfte sich feixend auf die Schenkel.

Zum derzeitigen Straßenzustand passte der Asphaltfloh wie kein Zweiter, nannte man ihn doch, wegen der hinten schmaleren Spurweite, „Schlaglochsuchgerät“. Mit dem von 1955 bis 1962 gefertigten Rollermobil verbinden sich sogar Kinoerinnerungen, an Harald Juhnke etwa, wie er sich im Isetta-Spiegel die Krawatte richtet (in Paul Verhoevens „Jede Nacht in einem anderen Bett“ , 1956). Und zu frühen Fernsehehren brachte es der ebenfalls „Barockengel“ genannte BMW 501, als „Isar 12“ in der gleichnamigen Serie der frühen Sechziger. Am ersten Berlinale-Abend kam Jürgen Prochnow damit an.

Auch andere Wagen aus München wurden vor der Kamera als Streifenwagen eingesetzt, nicht immer machten sie dabei eine gute Figur. Das war bei einem Gegner wie James Bond nicht anders zu erwarten: In „Octopussy“ (1983) fuhr der von Roger Moore gespielte Agent im Alfa-Romeo einigen mit BMWs der 5er Reihe ausgestatteten Polizisten locker davon. Ein Wagen dieses Typs gehört nicht zum Berlinale-Fuhrpark, jedoch ein Z8, Bonds Dienstwagen in „Die Welt ist nicht genug“ (1999), der auf besonders grausame Weise zerlegt wurde: Eine Riesenkreissäge schneidet ihn der Länge nach durch.

Die seitlichen Lufteinlässe beim Z3 und Z8 zitierten ein Designdetail des legendären, von 1956 bis 1959 gebauten BMW 507, der das vielleicht schönste Auto dieser Berlinale ist. Alain Delon und Ursula Andress erwarben solch ein Schmuckstück – und Elvis während seiner Militärzeit in Deutschland, als Gebrauchtwagen! Vorbesitzer war der als „Bergkönig“ gerühmte Rennfahrer Hans Stuck, der sich einen Rennmotor hatte einbauen lassen. Als Elvis Presley den Wagen am 20. Dezember 1958 in Frankfurt am Main abholte, steckte aber wieder ein Tourenmotor unter der Haube. Andreas Conrad

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