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Stapelware in den US-Buchhandlung: Bob Woodwards am 15. September veröffentlichtes Trump-Buch "Rage".

© Scott Olson/Getty Images/AFP

Der Trump-Buchboom: Von Michael Wolffs „Fire and Fury“ bis Bob Woodwards „Rage“

Es hört nie auf mit den Büchern über Donald Trump, es gibt zu viel, nie sind es genug. Nun veröffentlicht Hanser Bob Woodwards „Rage“ in Deutschland.

Ist über Donald Trump in seiner knapp vierjährigen, in ein paar Wochen womöglich zu Ende gehenden Amtszeit nicht schon alles gesagt und geschrieben worden? In den einschlägigen Medien sowieso, aber auch in Büchern? Dem scheint nicht so zu sein, wenn man den Buchmarkt betrachtet, den amerikanischen sowieso, aber auch den deutschen.

„Zu viel und nie genug“, der Titel, den die Trump-Nichte Mary ihren Anfang August veröffentlichten Familienenthüllungen gegeben hat, "Too Much and Never Enough", passt zu diesem Trump-Buchboom perfekt. Erfolgreich sind die Bücher über Trump fast alle: Mit Erscheinen hierzulande beim Heyne Verlag gelangte Mary Trumps Buch auf Anhieb an die Spitze der Sachbuchbestsellerlisten und steht dort in der sechsten Woche.

So stellt sich das auch Hanser Verleger Jo Lendle demnächst vor, hat er doch den Zuschlag, also die deutschen Rechte für das jüngste, in den USA vergangene Woche erschienene Trump-Buch bekommen: für das des legendären Watergate-Journalisten Bob Woodward, „Rage“, zu deutsch: Wut.

An "Wut" arbeiten 14 Übersetzerinnen und Übersetzer

Erscheinen soll das Buch am 19. Oktober, also zwei Wochen vor der US–Wahl, es basiert unter anderem auf über einem Dutzend Gespräche, die Woodward mit dem US-Präsidenten geführt hat. Gleich 14 Übersetzer und Übersetzerinnen hat der Hanser Verlag für „Wut“ verpflichtet - und redigiert, gedruckt und in die Buchläden geschafft werden soll das Buch innerhalb dieser vier Wochen dann ja auch noch.

Dass dieser logistische Aufwand sich vermutlich lohnen wird, hat hierzulande der Rowohlt Verlag schon 2018 mit zwei Trump-Büchern bewiesen. Zum einen mit Michael Wolffs „Feuer und Zorn“, das mit einer Startauflage von 300.000 Exemplaren sofort ein Bestseller wurde, sieben Übersetzer waren dafür noch ausreichend. Und mit „Fear“, Woodwards erstem Trump-Buch, für das 13 Übersetzerinnen ans Werk mussten

„Furcht“, so der deutsche Titel, stand ebenfalls monatelang in den hiesigen Bestsellerlisten. In den USA haben Wolff und Woodward mit „Fear“ jeweils über eine Million Exemplare bislang verkauft, Mary Trump ist gerade bei ihrer zwanzigsten Auflage angekommen.

„Rage“ wird also sicherlich wieder ein großer Verkaufserfolg, in den USA wie hierzulande. Dem Hanser Verlag dürften die Geschichten und Rezensionen über die US-Ausgabe und die in Deutschland verkauften Originalbücher kaum schaden.

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Wem die Bücher wie die von Woodward, Wolff, Mary Trump oder auch David Cay Johnson („Die Akte Trump“) ebenfalls überhaupt nicht schaden: Donald Trump himself. Die Faszination des Grauens scheint größer zu sein, gerade in den USA, als ihm nicht die Stimme zu geben.

Noch wahrscheinlicher ist, dass die sowieso Überzeugten die Anti-Trump-Bücher kaufen, von denen es selbstredend noch viel mehr nicht ins Deutsche übersetzte Titel gibt.

Aber eben auch solche von Trump–Befürwortern wie Edward Klein’s „All Out War: The Plot to Destroy Trump“ oder Lee Smith’s „The Permanent Coup“, um nur zwei der ebenfalls nicht wenigen Pro-Trump-Titel zu nennen. „Zum ersten Mal könnte ich gut damit leben, wenn der Verkauf eines Buches nach kurzer Zeit nachlässt, weil sein Gegenstand an Bedeutung verliert“, hat Jo Lendle gesagt, als er den Hanser-Deal bekannt gab. Es ist klar, was er damit meint. Doch wie es auf dem Buchmarkt ausschaut, könnte selbst im Fall einer Wahlniederlage immer noch zu viel und nie genug über Trump geschrieben werden.

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