Kultur: Dicke Haut
FILM
Ein Elefant ist wählerisch. Kürbis mag er nicht, wenn es noch Äpfel gibt, und beschützen tut er nur, wessen Sympathie er spürt. Ist halt zart, so eine Elefantenseele, auch wenn die Haut drumrum so dick ist. Aber besser als Fische: Die glänzen zwar schön, aber mehr als täglich füttern ist auch nicht. Und wenn man nicht aufpasst, schwimmen die schönen Fische irgendwann Bauch oben.
Xiao Qun ist eher der Elefanten-Typ: Nicht nur, weil sie als Wächterin im Elefantengehege arbeitet. Sie hat auch eine ziemlich dicke Haut und hält viel aus. Zum Beispiel, dass ihre Mutter ein Date nach dem anderen organisiert, weil sie der Meinung ist, eine unverheiratete Frau mit über dreißig sei eine Schande für die Familie. Da sitzen sie nun, die hoffnungsvollen Bewerber, und verstehen nicht, warum Xiao so unbeteiligt wirkt. Denn dass man Frauen lieben kann und keine Männer, ist im China zu Beginn des 21. Jahrhunderts immer noch Geheimwissen.
Xiao Ling ist eher ein Fisch: Ein schönes, fragiles Wesen, aber eher motivationsarm. Träge dämmert sie in der Hitze eines Bekleidungsgeschäfts dahin. Das man kämpfen muss, im Geschäftsleben und besonders in der Liebe, weiß sie nicht. Und als sie es lernt, hat das schlimme Folgen. Dass „Fish & Elephant“ , das Debüt der chinesischen Regisseurin Li Vu, der erste Film ist, der sich in China mit dem Thema Frauenliebe befasst, ist viel Ballast für dieses kleine halb-dokumentarische Werk. Wie auch der wirre Actionschluss, der zu deutlich ausspricht, was besser in der Schwebe geblieben wäre: dass der Spagat zwischen Anpassung und Selbstverwirklichung selten gelingt. Nicht nur in China. (fsk-Kino)
Christina Tilmann