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Kultur: Die Farben Berlins

Mit der Ausstellung „Export“ meldet sich das Deutsche Architekturzentrum zurück

Die Ziele waren hoch gesteckt, als das Deutsche Architekturzentrum (DAZ) vor zehn Jahren in Berlin startete: In den Zeiten von Regierungsumzug und Bauboom wollte der Bund Deutscher Architekten (BDA) mit dem DAZ ein Forum an der Schnittstelle zwischen den Bauberufen und der Wirtschaft etablieren. Bewusst entschied man sich für den Standort an der Köpenicker Straße nahe der Mitte der Stadt. In der alten Fabrik am Spreeufer fanden Büros rund ums Bauen Platz, während der Eingangsbereich als große Ausstellungsfläche diente. Doch ein durchschlagender Erfolg des DAZ blieb aus, die Ausstellungen wanderten in die rückwärtigen Räume. Zu allem Überfluss hätte der Weltarchitekturkongress 2002 in Berlin beinahe das Ende für das DAZ bedeutet – was davon blieb, war ein finanzieller und inhaltlicher Scherbenhaufen. Dem Bundesverband des BDA, dem Träger des DAZ, drohte die Insolvenz. Immerhin: „Durch das finanzielle Engagement der Landesverbände des BDA und das Entgegenkommen der Gläubiger ist der BDA inzwischen wirtschaftlich wieder konsolidiert“, versichert Pressesprecher Olaf Bahner.

Nach einer Verbandsreform, die den Einfluss der Landesverbände stärkt, wird nun unter der Leitung von Kristien Ring auch das DAZ wiederbelebt. In Berlin ist die gebürtige Amerikanerin längst keine Unbekannte mehr. Zusammen mit Beate Engelhorn hat sie mit der Galerie suitcase architecture ein Forum für junge Architektur geschaffen. Doch die Wiederbelebung des DAZ stellt eine größere Herausforderung dar. Rings Wunsch ist es, das DAZ „als Ort des architektonischen Diskurses und Treffpunkt für Architekturinteressierte“ neu zu beleben. Ein Diskurs, der für die Architektur der Stadt und für die Wirkung Berlins als Architekturmetropole gleichermaßen hilfreich wäre.

Zwar stellt der BDA mit Taut- und Scharounsaal die „Hardware“ für Veranstaltungen zur Verfügung. Doch ansonsten müssen sich die Ausstellungen selber tragen. Sponsoring ist angesagt. Inhaltliche Beeinflussung durch Geldgeber befürchtet Ring jedoch nicht. Und auch der neue Geschäftsführer des BDA, Bernhard Schneider, lässt seiner Kuratorin freie Hand. Für den Juristen steht im Vordergrund, dass das DAZ mit den allzu hochtrabenden Ansprüchen der Vergangenheit gebrochen hat. „Tastend, suchend und diskursorientiert“ beschreibt er stattdessen den Weg, den man in den nächsten Jahren einschlagen will.

Das Programm für das erste neue DAZ-Jahr jedenfalls zeigt ein weites Spektrum. Es reicht von einer Ausstellung zu den Farben Berlins über eine Schau zu Le Corbusier bis zu den Projekten junger Architekten aus Osteuropa. Den Auftakt bildet die Ausstellung „Export“, die Projekte deutscher Büros im Ausland vorstellt, darunter Arbeiten von Behnisch und Partner, Christoph Ingenhoven und Léon Wohlhage Wernik. Dass es Ring beim Neustart des DAZ tatsächlich um einen vertieften Austausch zwischen Architekten geht, der in die Öffentlichkeit hinein- wirken soll, veranschaulicht das umfangreiche Vortragsprogramm, das die Ausstellung begleitet. Mit ihm ist der Architekturdiskurs im DAZ wiedereröffnet.

Deutsches Architekturzentrum, Köpenicker Straße 48/49, Ausstellung „Export“bis 1.Mai, Eröffnung heute 19 Uhr. Katalog 10 €. Weitere Infos unter www.daz.de

Jürgen Tietz

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