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Frank-Walter Steinmeier diskutierte zum Auftakt mit dem belgischen Autor Stefan Hertmans und der kroatischen Schriftstellerin Ivana Sajko.

© Arne Dedert/dpa

Frankfurter Buchmesse: Die Freiheit in stürmischen Zeiten

Beeindruckende Reden, ein neuer Verlagspreis und der Bundespräsident als Promi-Gast. Impressionen von der Buchmessen-Eröffnung.

Wer über das Gelände der 70. Frankfurter Buchmesse streift, muss sich an einen neuen Anblick gewöhnen. Auf dem großen Platz zwischen den Hallen steht ab dieser Jubiläumsmesse-Ausgabe der „Frankfurt Pavillon“, ein luftig gezacktes, strahlend weißes, vom Architekturbüro Schneider und Schumacher entworfenes Gebäude, das zum Zentrum der Messe werden soll, nicht zuletzt zum intellektuellen. Hier hält bei der Messe-Eröffnung am Dienstag die nigerianische Schriftstellerin Chimamanda Ngozi Adichie auf und hielt eine kurze, beeindruckende Rede. Sie sprach vom Mut, den man beim Schreiben und Erzählen zeigen müsse, davon, dass gerade jetzt, da die USA in der Dunkelheit verschwinde, „die Zeit für kompliziertere Geschichten“ gekommen sei, gerade auch von Frauen.

Einen Tag später kommt es eben hier zur nächsten prominenten Begegnung von Politik und Literatur, als Bundespräsident Frank Walter Steinmeier den Pavillon eröffnet und im Anschluss mit dem belgischen Autor Stefan Hertmans und der in Berlin lebenden kroatischen Schriftstellerin Ivana Sajko über die Verteidigung der Freiheit in „stürmischen Zeiten“ diskutiert. Steinmeier sagt Sätze wie „Unbequeme Autoren und Journalisten dürfen nicht weggesperrt werden. Es muss die Freiheit gewährt werden, die durch die Unterschrift der Menschenrechtscharta zugesichert wurde“. Oder dass „eine neue Faszination des Autoritären durch Europa“ wehe, die Menschen aber trotzdem gern in Europa leben.

Monika Grütters stiftet einen Preis für kleinere und mittlere Verlage

Es sind gut klingende, wohl abgewogene, bedachte, manchmal auch appellierende Sätze, die Steinmeier spricht, wie eigentlich alle Redner und Rednerinnen bei den vielen Eröffnungen dieser Frankfurter Buchmesse. So auch am Dienstagnachmittag bei der zweiten offiziellen Eröffnung, der mit den traditionellen Hammerschlägen. Dabei erinnert Börsenvereinsvorsteher Heinrich Riethmüller an die Menschenrechte, mit denen man sich „wieder dringend auseinandersetzen“ müsse und sagt an Erdoğan gerichtet: „Lassen Sie alle inhaftierten Autoren, Journalisten und Verleger frei“. Auch der in diesen Tagen allgegenwärtige Messechef Jürgen Boos betont, dass die Messe sich „als Ort des gegenseitigen Respekts“ verstehe.

Mehr als gute Worte kommen an diesem ersten Messetag von Kulturstaatsministerin Monika Grütters. Sie kündigt an, analog zum Deutschen Buchhandlungspreis einen Deutschen Verlagspreis zu stiften und mit einer Million Euro zu fördern. So will sie kleinere und mittlere Verlage ehren und unterstützen. Ob Jürgen Boos auch darüber gesprochen hat, als er nachts um halb drei noch mit ein paar Gästen im Frankfurter Hof zusammensaß?

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