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Kultur: Die Großraumspieler

Berliner Galerien zeigen erstklassige Kunst – und bleiben in Bewegung

Die Skulpturen des brasilianischen Newcomers Marepe waren einfach zu groß für die Räume. Doch einer wie Max Hetzler lässt sich von solchen Umständen nicht abschrecken. Und mietete kurzerhand für ein Jahr eine 1800 Quadratmeter große Etage in den Osramhöfen. Gestern wurde sie mit einer Performance Marepes eröffnet und soll zukünftig für besondere Ausstellungsprojekte der Galerie genutzt werde. Parallel dazu stemmt Hetzler Ausstellungen mit Arbeiten von Mona Hatoum (siehe Rezension oben links) in der Holzmarktstraße und von Beatriz Milhazes in der Zimmerstraße – ein Programm, das manchen Museumsdirektor überfordern würde. Hetzler bleibt gelassen und freut sich auf das lange Galerienwochenende, zu dessen Initiatoren er gehört. Zum zweiten Mal haben sich Berliner Galerien zu gemeinsamen Eröffnungen zusammengefunden, Sammler eingeladen und besondere Ausstellungen organisiert. In diesem Jahr ist die Zahl auf 24 Teilnehmer angewachsen, wobei mit Johann König, Joanna Kamm und Jan Winkelmann einige jüngere Galeristen dazugekommen sind, die alle drei im Sommer auch ihr Debüt auf der Art Basel geben werden.

Längst sind die Berliner Galerien Aushängeschilder für die Stadt und ihre vibrierende Kunstszene geworden. Und wer gestern noch zum Nachwuchs zählte, kann heute schon die nächste Generation stellen. Viele junge Galerien sind inzwischen aus ihren Ausstellungsräumen herausgewachsen: Joanna Kamm ist just eine Ecke weiter in die Rosa-Luxemburg-Straße 43 /45 gezogen und Johann König eröffnet anlässlich des langen Wochenendes sein neues Domizil in der Dessauer Straße 6 / 7 – es ist sechsmal so groß wie das vorige und bietet Raum für sein gesamtes Programm von Jeppe Hein bis Michaela Meise und Michael Sailstorfer. Selbstbewusst bezieht auch Giti Nourbakhsch ein riesiges Areal in der Kurfürstenstraße 12 in Schöneberg. Die Sammler werden ihren Weg schon finden, sie haben ihn vor Jahren auch in einen Hinterhof in Prenzlauer Berg gefunden. Doch nicht nur der Nachwuchs bleibt in Bewegung: Thomas Schulte, seit 15 Jahren in der Mommsenstraße ansässig, beteiligt sich am Galerienwochenende mit der Ortsbegehung seiner neuen Räume in der Charlottenstraße 24 in Berlin-Mitte. Die neue Galerie wird erst im Juli eingeweiht, als Aperçu zeigt Schulte schon jetzt eine Installation von Iñigo Manglano-Ovalle und Fotoarbeiten von Idris Khan.

Wenn man das lange Wochenende nutzt, um die unterschiedlichen Ausstellungen in den offiziell beteiligten – und vielen interessanten nicht beteiligten – Galerien zu sehen, könnte es passieren, dass sich diese zu einem feinen Netzwerk verbinden – und man das aktuelle, internationale und lebendige Museum für Gegenwartskunst spüren kann, das man der Stadt so sehr wünschen würde.

Katrin Wittneven

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