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Das Stammhaus der Komische Oper Berlin in der Behrenstraße wird seit 2023 saniert.

© IMAGO/Schoening

Update

Die Intendanz schlägt Alarm: Berlins Kultursenator Chialo dementiert Baustopp bei der Komischen Oper nicht

Joe Chialo will seine Sparziele erfüllen und „in alle Bereiche hineingucken“. Die Sanierungsstopp-Gerüchte um die Komische Oper sind damit nicht vom Tisch. Die Opern-Chefs sind in Sorge.

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Das Leitungsduo der Komischen Oper Berlin schlägt Alarm. „Die Berichterstattungen über einen möglichen Baustopp unseres Stammhauses in Berlin Mitte haben uns entsetzt. Wir sind mitten im Prozess, ihn jetzt zu stoppen wäre politisch unverantwortlich und fahrlässig“, teilen Susanne Moser und Philip Bröking mit, die Ko-Intendant:innen des Hauses.

Zuerst hatte die „B.Z“ berichtet, dass der Berliner Senat auf der Suche nach aktuellen Kostenersparnissen im Landeshaushalt einen Baustopp erwägt. Dem Blatt zufolge sollen sich CDU und SPD darauf verständigt haben, es bei den aktuellen 16 Millionen Euro für die Sicherung der Baustelle und Vorarbeiten wie Schadstoffsanierung zu belassen – um jährlich 50 Millionen Euro zu sparen. Das Stammhaus des Musiktheaters in der Behrenstraße wird seit einem Jahr saniert, die Oper spielt seitdem im Schillertheater und an anderen Orten der Stadt.

Auf Nachfrage sagt der Sprecher der Berliner Kulturverwaltung, Daniel Bartsch: „Bezüglich möglicher Einsparungen in der Kultur werden wir zum gegenwärtigen Zeitpunkt zu keinerlei Einzelposten Auskunft geben“. In der aktuellen Fragestunde im Abgeordnetenhaus an diesem Donnerstag teilt Bausenator Christian Gaebler zunächst mit, die Mittel für die laufenden Baumaßnahmen seien freigegeben, diese Maßnahmen würden aktuell auch zu Ende geführt. Alles andere werde im weiteren Verfahren zum Haushalt zu klären sein.

Kultursenator Joe Chialo wiegelt in der Plenarsitzung auf die Frage nach einer drohenden Bauruine zunächst ab: „Wenn Sie dort vorbeifahren, werden Sie rege Bautätigkeiten sehen“. Es sei nicht die Absicht, diese auszusetzen. Aber Chialo fügt einen ausführlichen Hinweis hinzu: „Wir haben Kürzungen vorzunehmen, zwischen acht und zwölf Prozent. Da muss es erlaubt sein, in alle Bereiche hineinzugucken und über die schonendsten, sinnhaftesten Einsparmöglichkeiten nachzudenken“. In Zukunft werde es da immer wieder Spekulationen geben, Chialo will sich nicht weiter dazu äußern.

Finanzsenator Evers: „Massiv überzeichnete Investitionsplanung“

„Wir wollen unsere Arbeit machen, die Sparziele erfüllen und nicht bei jeder Gelegenheit mögliche Schließungen oder Kürzungen kommentieren.“ Ein Dementi klingt anders, ein klares Bekenntnis des Senats zur Sanierung samt Anbau für die Komische Oper erst recht. Zumal Finanzsenator Stefan Evers direkt anschließend darauf verweist, dass die Spar-Aufgabe generell angesichts einer „massiv überzeichneten Investitionsplanung“ nicht gerade leichter zu lösen sei.

Die Opernchefs sorgen sich also zu Recht angesichts der Gefahr, „das seit bald 60 Jahren unsanierte und baufällige, denkmalgeschützte Gebäude zu einer Bauruine werden zu lassen – wenige hundert Meter vom Brandenburger Tor entfernt – oder die Finanzierung der Sanierung auf Jahre zu verschieben“, so Moser und Bröking.

Schillertheater als Ausweichort keine Dauerlösung

Mit einem Baustopp würde der Berliner Senat „das Problem nur verschieben, aber nicht lösen. „Die Dauer des Umbaus zu strecken, ist der Garant für eine Kostenexplosion: Jedes Jahr Verzögerung bedeutet 40 Millionen Euro Mehrkosten!“, heißt es in der Mitteilung der Intendanten.

Das Leitungsduo macht zudem darauf aufmerksam, dass das Schillertheater als derzeitiger Ausweichort mit begrenzten Platz- und Lagerkapazitäten und einer für Musiktheater schwierigen Akustik nur als Interimslösung tauge. Das Angebot sei deshalb erheblich eingeschränkt. Auf Dauer würde die Komische Oper Berlin im Schillertheater „künstlerisch und finanziell ausbluten“, sie sei dann in ihrer Existenz gefährdet.

Besorgt zeigte sich bereits am Mittwoch auch die Deutsche Musik- und Orchestervereinigung Unisono. Sie befürchtet einen „klassischen Schildbürgerstreich“, so Unisono-Geschäftsführer Gerald Mertens in einer Medienmitteilung. „Wenn der aktuelle Rückbau und die Schadstoffsanierung bis Ende 2024 abgeschlossen sind, muss es zügig weitergehen.“

Auch Mertens weist darauf hin, dass angesichts der derzeit kalkulierten Baukosten von 478 Millionen Euro jede Verzögerung „automatisch zu neuen Kostensteigerungen“ führen würde. Das könne weder dem Steuerzahler noch dem Rechnungshof gefallen. Die Zukunft dieses dritten großen Opernhauses der Musikhauptstadt dürfe nicht infrage gestellt werden. Die Orchestervereinigung fordert den Senat und das Abgeordnetenhaus daher auf, die Sanierung planmäßig fortzusetzen.

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