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Restaurierung von Francesco Squarciones Gemälde "Maria mit dem Kind" in der Restaurierungswerkstatt der Gemäldegalerie. Squarcione war Mantegnas Adoptivvater.

© Staatliche Museen zu Berlin / Gemäldegalerie / David von Becker

Mantegna und Bellini: „Die Kopie ehrt den Meister“

Bei der Restaurierung gab es Überraschungen. Das zeigt auch die Ausstellung "Bellin +" in der Gemäldegalerie parallel zu "Mantegna und Bellini"

Hat er oder hat er nicht? Hat Giovanni Bellini einfach seinen Schwager Andrea Mantegna kopiert? Ideenklau in der Familie? Betrachtet man „Die Darbringung Christi im Tempel“, die Mantegna um 1454 und Bellini um 1470-1475 gemalt hat, sind die Übereinstimmungen schon frappierend. Aber ein Gemälde nach 20 Jahren einfach kopieren? Ergibt das Sinn? Haben die Künstler zusammengearbeitet oder gar die Kartons getauscht?

Diese Fragen beschäftigten Babette Hartwieg, Chefrestauratorin der Gemäldegalerie, und Neville Rowley, Kurator der Ausstellung „Mantegna und Bellini“. Hartwieg hatte eine Folie auf Mantegnas Bild aus der Gemäldegalerie gelegt und die Konturen der Figuren und die Gesichter nachgezeichnet, und dann sind beide nach Venedig gereist, um diese Folie auf Bellinis Werk zu legen. Die Übereinstimmung war frappierend, wie in der Ausstellung „Bellini “ in der Gemäldegalerie zu sehen ist. „Die Italiener waren zunächst geschockt – haben wir nur eine Kopie?“

Doch genauere Untersuchungen – auch mit Röntgenstrahlen – ergaben, dass „die Kopie den Meister ehrt“, wie es Babette Hartwieg ausdrückt. Bellini habe Mantegna direkt kopiert, aber zunächst nur die drei zentralen Figuren gemalt und später andere hinzugefügt. Außerdem hat Bellini die Figuren in der Mitte etwas asymmetrisch auseinandergezogen und ganz andere Farben benutzt. Mantegna sei ursprünglich viel bunter gewesen, während Bellini sein Bild in Rottönen eher schlichter gehalten habe. Mantegna habe eine gespachtelte Leinwand benutzt, Bellini eine weiß grundierte Holztafel. Außerdem weist Bellinis Bild eine detaillierte Unterzeichnung auf. Fazit der Forscher: Bellini hat das Bild nicht kopiert, sondern als Vorlage für eine eigene, breitere Komposition genutzt, bei der er noch zwei weitere Personen hinzufügte. Das Motiv war eben beliebt und so existieren verschiedene Varianten.

Grenzen der Restaurierung

Forschende Restaurierung kann auch irgendwann an Grenzen stoßen. So wurde für die Ausstellung Francesco Squarciones „Madonna mit dem Kind“ von 1449-1452 aus der Gemäldegalerie restauriert. Squarcione ist der Stiefvater von Mantegna. Anfang des 19. Jahrhunderts ist das Bild in den Besitz des Malers, Sammlers und Restaurators Sasso gekommen. Auf einem Stich, den er 1803 in Auftrag gab, fehlen die Kandelaber links und rechts von der Madonna.

Sasso hat wohl dieses Bild in seinen Augen „verbessert“, er hat den Vorhang erweitert und rechts den Kandelaber übermalt, die Sockel der beiden Kandelaber ebenfalls. Eine Wiederherstellung des Urzustands sei nicht mehr möglich gewesen, ohne das Bild zu gefährden. Insofern sehen wir jetzt eine bearbeitete Version von 1803. Auch Gemälde haben ihre Geschichte.

Die Ausstellung "Bellini plus. Forschung und Restaurierung" ist noch bis zum 21. Juli 2019 in der Gemäldegalerie zu sehen.

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