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Kultur: Die Mörder sind unter uns

Doku über Profiler: „Blick in den Abgrund“.

Wie fühlen kriminaltechnische Spezialisten, die sich dienstlich in die Köpfe von (Serien-)Mördern hineindenken müssen? Sie sind nicht jene coolen Profiler-Helden, wie man sie aus den Fernsehkrimis kennt. Sie leiden.

„Blick in den Abgrund“, gedreht von der jungen Österreicherin Barbara Eder, stellt sechs Profiler aus verschiedenen Ländern vor. Ihr Job ist die wohl delikateste Form von Identifikation. Warum morden Mörder wie? Welche Logik steckt hinter oft zunächst unverbunden anmutenden Mordserien? Eder zeigt die Profiler in ihrem Arbeitszusammenhang, ohne Privates allzu breit zu schildern – und stellt vielleicht gerade dadurch Nähe zu ihnen her.

Ein Serienmörder schildert seinem Profiler den Ablauf seines letzten Mordes. Warum er das getan habe? Schulterzucken. Ja, es sei um Macht gegangen. Warum er die Frau nach der Vergewaltigung umgebracht habe? „Tot ist gut“, sagt er bloß. Eine US-amerikanische Profilerin untersucht das entnommene Gehirn eines Massenmörders. Ist es „anormal“? Ist es nicht. Sind bestimmte Hirngebiete besonders aktiv, wenn es um Gewalt geht? Die Erlaubnis, hierfür einem lebenden Mörder Elektroden ins Gehirn pflanzen zu lassen, erhält sie nicht. So scheitert ihr Versuch zu begreifen, warum bestimmte Menschen töten.

„Vielleicht wäre ich ein glücklicherer Mensch geworden, wenn ich nicht Profilerin geworden wäre“, sagt eine finnische Kollegin mit fatalistischem Blick auf ihren Beruf. Die meisten Profiler kündigen nach wenigen Jahren. Der Job ist nicht zum Aushalten. Wohl deshalb: Mörder sind – fast – wie wir. Eckart Lottmann

Brotfabrik, Central; OmU im Eiszeit

Eckart Lottmann

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