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Kultur: Die unverzichtbare Übersicht

"Berlin und seine Bauten": nach Jahren drei neue Bände der ReiheVON BERNHARD SCHULZAus der Flut der Veröffentlichungen zum Baugeschehen in Berlin ragt die Reihe "Berlin und seine Bauten" einsam hervor.Es ist ein Unternehmen ohne Parallele.

"Berlin und seine Bauten": nach Jahren drei neue Bände der ReiheVON BERNHARD SCHULZAus der Flut der Veröffentlichungen zum Baugeschehen in Berlin ragt die Reihe "Berlin und seine Bauten" einsam hervor.Es ist ein Unternehmen ohne Parallele.1877 zum ersten Mal und 1896 zum zweiten und bereits erheblich erweiterter Form unternommen, wird seit 1964 der dritte Anlauf unternommen, das gesamte Bauen in der Stadt wissenschaftlich zu erfassen und zu beschreiben.Es ist und bleibt ein zum - freilich imposanten - Fragment verurteilter Versuch; so ist der 1966 erschienene Teilband zu den Bauten für Regierung und Verwaltung, wie man sich denken kann, von den Zeitläuften vollständig überholt worden.Der herausgebende Architekten-und Ingenieur-Verein (AIV) läßt jedoch den Mut nicht sinken.Soeben konnte er, sieben Jahre nach der letzten Neuerscheinung, gleich drei neue Bände vorstellen: zu den Krankenhäusern der Stadt, den Sportbauten sowie den Sakralbauten, wegen der redaktionellen Fertigstellung Ende vergangenen Jahres übrigens mit dem Copyright-Vermerk von 1997 versehen.Die Reihe "BusB", wie sie gekürzelt wird, folgt nämlich der Einteilung nach Bauaufgaben; in einer systematisch verästelten Weise, deren Preis die mangelnde Überschaubarkeit des Ganzen ist, wie sie die Ausgaben des 19.Jahrhunderts noch auszeichnete.In den Teilüberblicken aber liegt die Stärke des Unternehmens.Die erschienen Bände bilden bereits die Nummern 17 bis 19.Ein jeder Teilband von "BusB" gliedert sich in Textkapitel am Beginn und Verzeichnisser aller Bauten am Schluß, wobei die Verzeichnisse systematisch und in sich widerum chronologisch geordnet sind.Die Reihe ist also weder allein eine bloße Baugeschichte noch ein reines Lexikon der Berliner Gebäude.Sie ist vielmehr beides und darum für jede nähere Beschäftigung mit der baulichen Geschichte und Substanz der Stadt unverzichtbar, weil nur aus der Kombination von Beschreibung und Verzeichnis die Bedeutung eines jeden Bauwerks deutlich wird.Darüberhinaus erlaubt die Fülle der teils aus entlegenenen Quellen gewonnenen Abbildungen, die dargestellten Bauwerke im ursprünglichen und in späteren Zuständen zu beurteilen.Daß die Abbildungsqualität dem heutigen Stand der Technik nicht standhält, liegt zum einen an der Quellenlage, zum anderen aber auch an der beschämend knappen Finanzausstattung des Unternehmens, das eine spürbar kräftigere öffentliche Unterstützung verdient.Besonders stolz zeigt sich der AIV auf den bei weitem umfänglichsten der drei neuen Bände, eben jenen zu den Sakralbauten; vor allem wegen der offenbar vergleichsweise rekordverdächtigen Entstehungszeit und dies wiederum auch, weil das ehrwürdige Prinzip der Autorenschaft aus den eigenen Mitgliedern heraus hier weitgehend zugunsten der Heranziehung außenstehender Fachleute durchbrochen wurde.Dem sind enge Grenzen gesetzt, erfolgt doch die Mitarbeit - von dem die Gesamtreihe betreuenden Redakteur Peter Güttler abgesehen - ehrenamtlich.Die Folge ist die lange Bearbeitungszeit, die sich beim Band Sportbauten auf erkleckliche 14 Jahre addiert.Der Band Sakralbauten hat seinen besonderen Wert - ohne die Verdienste der beiden anderen Bücher schmälern zu wollen - auch darin, daß er eine vergleichsweise umfangreiche und vor allem bedeutungsvolle und historisch reiche Baugattung vollständig erfaßt.Berlin ist nicht eben eine Stadt der Kirchen; was aber - vor allem in der Welle der Kirchenbauten des 19.Jahrhunderts, aber auch in den finanzknappen Jahren der Zwischenkriegszeit - errichtet worden ist, beeindruckt in der Übersicht durch Vielfalt und Qualität.Nicht allein Schinkel mit seinen "Modellkirchen" für die damaligen Außenbezirke, sondern auch neuzeitliche Architekten wie Fritz Höger (Kirche am Hohenzollernplatz), Otto Bartning (Gustav-Adolf-Kirche, Charlottenburg) oder Clemens Holzmeister (St.Adalbert, Linienstraße) haben herausragende Bauten geschaffen.Das angesichts des sich nun schon über drei Jahrzehnte hinziehenden Erscheinungszeitraums der Gesamtreihe drückende Problem der schwindenden Aktualität haben Herausgeber und Verlag - das von Anbeginn an das Werk betreuende Berliner Haus Ernst & Sohn - bislang nicht lösen können.Stattdessen wird bereits eine vierte Ausgabenreihe von "BusB" vorbereitet, beginnend mit dem besonders stark gewandelten Wohnungsbau - Erscheinungsdatum ungeklärt; wie auch das der noch ausstehenden Bände der jetzigen Reihe.Daß der ohnehin schon geringe Druckkostenzuschuß der Bauverwaltung aus der Haushaltsplanung gestrichen worden ist, sollte Anlaß zu der - beispielsweise die Hochschulen einschließenden - Überlegung sein, wie das unverzichtbare Projekt "Berlin und seine Bauten" in seiner jetzigen Form abgeschlossen und in einer zukünftigen Konzeption auf ein sicheres Fundament gestellt werden kann. Architekten- und Ingenieur-Verein zuBerlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten.Verlag Ernst & Sohn, Berlin 1997.Teil VI: Sakralbauten.459 S.m.720 Abb., 139 DM.Teil VII Band A: Krankenhäuser.230 S.m.372 Abb., 90 DM.Teil VII Band C: Sportbauten.216 S.m.413 Abb., 60 DM.

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