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Kultur: Die Weiterverarbeiter

VIDEOKUNST

Ein Zwei-Jähriger raucht genüsslich eine Zigarette, die Gruppe rotgekleideter Männer und Frauen spielt nach undurchschaubaren Regeln mit einem Ball, Mexikaner tanzen in traditionellem Federschmuck Polka – die Ausstellung Urban Collisions. Zivilisatorische Konflikte im Medium Video im Neuen Berliner Kunstverein fordert den Betrachter durchaus heraus. Erklärungen oder Zusammenhänge fehlen, allein die Unterschiedlichkeit der sechs an die Wände projizierten Videos von Pash Buzari, Maria Marshall, Zoran Naskovski, Maria Serebriakova & Rudi Molacek, Dmitry Vilensky und Uri Tzaig fällt auf. So als würden sie exemplarisch für zeitgemäße Herangehensweisen an das Medium stehen: Hier eine schnell geschnittene Collage aus Fundmaterial, dort eine ruhige, fast dokumentarische Kamerafahrt. In einem Raum sieht man mit der Handkamera gefilmte Händler auf dem Flohmarkt, in einem anderen Bilder von der Erschießung Kennedys, die mit Gesängen über den Tag in Dallas unterlegt werden – in ihrer Konvergenz die stärkste Arbeit in der Ausstellung. Kathrin Becker, Leiterin des Video-Forums und frischgebackene Geschäftsführerin des Neuen Berliner Kunstvereins, hat zum Auftakt ihrer Reihe zur Videokunst einen anspruchsvollen Ton angeschlagen: Von der Dekonstruktion des Subjekts ist im Katalog zu lesen, von „kontextuellen Verschiebungen“ und „transitorischen Prozessen“. Die Filme (bis 23. Februar, Di bis Fr 12-18 Uhr, Sa und So bis 16 Uhr) hinken diesen Ansprüchen etwas hinterher – sehenswert sind sie trotzdem.

Katrin Wittneven

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