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Michael Bully Herbig als Abahachi in einer Szene aus dem Film „Das Kanu des Manitu“

© dpa/Luis Zeno Kuhn

Die wichtigsten Filmstarts der Woche: Mit Bully Herbig im Wilden Westen oder Raver im globalen Süden

Herbigs „Manitu“-Saga geht in die zweite Runde und „Sirāt“ folgt Techno-Nomaden durch die Wüste. Was die aktuelle Kinowoche sonst noch bietet, lesen Sie hier.

Stand:

Mit „Der Schuh des Manitu“ schuf Bully Herbig den meistbesuchten deutschen Film der letzten Jahrzehnte. Doch der Alterungsprozess ist sogar bei Kultfilmen bekanntermaßen schwierig: Statt nostalgisch wirkt so manches bald aus der Zeit gefallen.

So wurde auch Herbigs Western-Parodie vermehrt kontrovers diskutiert, Stichwort kulturelle Aneignung, Sexismus, Homophobie. Jetzt, 24 Jahre später, geht die Manitu-Saga in die zweite Runde. Wir sind gespannt.

Was diese Woche außerdem sehenswert ist, lesen Sie hier.

1 Die Farben der Zeit

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Verwunschen wie ein Märchenschloss liegt das Landhaus in der Normandie, umgeben von Hecken und Schlingpflanzen, die längst in das Gebäude eingedrungen sind. Seit 1944 ist die Tür nicht mehr geöffnet worden. Nun soll das verfallende Haus einer riesigen Shopping-Mall weichen.

Das Bauunternehmen hat mehr als 50 Erben ausfindig gemacht, die ihre Zustimmung zum Verkauf geben sollen. Eine kleine Abordnung der weit verzweigten Familie wird in die Normandie geschickt, um das Haus zu öffnen und nach Wertgegenständen zu suchen.

Der Lehrer Abdelkrim (Zinedine Soualem), die Ingenieurin Céline (Julia Piaton), der Imker Guy (Vincent Macaigne) und der junge Fotograf Seb (Abraham Wapler) betreten nach 80 Jahren als erste das Haus – und damit auch ihre vergessene Familiengeschichte. Vor allem Seb fühlt sich von den Fotografien und dem anscheinend impressionistischen Gemälde an der Wand auf besondere Weise angezogen.

Mit Sebs Träumen reist Cédric Klapischs „Die Farben der Zeit“ zurück ins Jahr 1895, als die junge Adèle (Suzanne Lindon) nach dem Tod ihrer Großmutter aus der Normandie nach Paris aufbricht. Dort will sie ihre Mutter suchen, die sie nie kennengelernt hat.

Während kunstvolle Rückblenden Adéles Entdeckungs- und Selbstfindungsreise gegen Ende des 19. Jahrhunderts illustrieren, wächst auf der gegenwärtigen Erzählebene das Verwandtschaftsquartett bei seinen Recherchen langsam zusammen. Immer wieder finden sich Verbindungslinien, die aus der Gegenwart in die Vergangenheit ragen und familiäre Kontinuität durch die Jahrhunderte herstellen. (Martin Schwickert)

2 Das Kanu des Manitu

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Seit der Ankündigung der Fortsetzung von Bully Herbigs Kultfilm „Der Schuh des Manitu“ vor knapp einem Jahr beschäftigt sich die Kultur- und Medienlandschaft mit der Frage: Darf man das im Jahr 2025 überhaupt noch? Sich als „alter weißer Mann“ (Filmzitat) mit Federschmuck verkleiden? Und vor allem: Ist das immer noch lustig – oder kann das weg?

Das Sprachproblem wird in „Das Kanu des Manitu“ ebenfalls gleich am Anfang aus dem Weg geräumt. „Sagen Sie bitte nicht Indianer!“, bajuwart Abahachi, nachdem ihm eine Seherin sein Schicksal gelesen hat. Der Satz wird im Laufe des Films zu seinem Markenzeichen, und irgendwann klingt das so verbissen, dass man ihn eigentlich nicht als Running Gag bezeichnen möchte.

Die Schizophrenie, eine „woke“ deutsche Komödie über einen Apachen-Häuptling zu drehen, verrät einiges über die Verwirrung in der hiesigen Kulturszene.

Immerhin verzichtet „Das Kanu des Manitu“ ein Vierteljahrhundert später auf den Reflex der „schwulen Panik“ in den überforderten Gesichtern seiner Hetero-Helden, sobald Zwillingsbruder Winnetouch in sexuellen Anspielungen spricht oder lasziv an seinem rosa Cocktail zuzzelt.

Die Witzeleien über vermeintlich schwule Manierismen, die neben dem Dialekt-Humor stets eine feste Größe im Bullyversum waren, hat Herbig zu Recht als nicht mehr zeitgemäß identifiziert.

Mit den Pointen ist es in „Das Kanu des Manitu“ wie mit den jedes Haltbarkeitsdatum überschrittenen Stereotypen (sächselnde Cowboys, radebrechende Südeuropäer, affektierte Homosexuelle): Die Brechstange der zwanghaften Wiederholung wirkt humoristisch bemüht. Provoziert fühlen muss man sich davon aber nicht. (Andreas Busche)

Eine vollständige Rezension lesen Sie hier.

3 Sirāt

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Fernab der Zivilisation löst sich die Party im zugedröhnten Wimmelbild aus in Trance tanzenden Körpern und einem Basswummern auf, das den Wüstensand zum Vibrieren bringen.

„Sirāt“ handelt von einer Gruppe spanischer Techno-Nomaden auf der Suche nach dem nächsten Rave. Die körnige Haptik maseriert die mit Staub gesprenkelten Körper, die sich selbstvergessen im minimalistischen Rhythmus wiegen.

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Der Ausbruch eines möglicherweise weltweiten Krieges treibt die Feiernden immer weiter in die Wüste, begleitet vom Familienvater Luis (Sergi López) und seinem Sohn Esteban (Bruno Núñez) auf der Suche nach ihrer Tochter/Schwester Marina.

So entsteht eine Art Ersatzfamilie, vor dem Hintergrund eines gravierenden Verlusts, der dem Film ab der Hälfte eine dramatische Wendung gibt.

Man muss „Sirāt“ unbedingt vom Zustand des Rauschs her erleben, eine Meditation über das Verhältnis von Europa und Afrika. Am Übergang von Endorphinflash und Adrenalinausschüttung – angesichts sehr plastischer Gewalterfahrungen – ist der Film von Óliver Laxe eine der Kino-Erfahrungen des Jahres. (Andreas Busche)

Eine ausführlichere Rezension können Sie hier lesen.

4 Willkommen um zu bleiben

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Der erfolglose Bühnenmagier Mr. K (Crispin Glover) checkt in einem abgerockten Grand Hotel ein. Nach einer unruhigen Nacht sucht er mit zunehmender Verzweiflung den Ausgang aus einem Labyrinth von Gängen, Treppen und Räumen, in dem sich eine merkwürdige Schar aus Gästen und Bediensteten dauerhaft eingerichtet hat.

„Kafkaesk“ wäre das naheliegendste Attribut, um die surreale Stimmung von „Willkommen um zu bleiben“ einzufangen.

Die norwegische Regisseurin Tallulah H. Schwab inszeniert eine durch exquisite Kameraarbeit (Frank Griebe), opulente Ausstattung und virtuose Plansequenzen visuell beeindruckende Groteske, deren tieferer Sinn sich nicht wirklich erschließt.

Crispin Glover taumelt schmallippig durch eine langatmige Abfolge absurder Szenen, die gern das Beste von Wes Anderson („Grand Budapest Hotel“), den Coens („Barton Fink“), Roy Andersson („Über die Unendlichkeit“) und Denis Villeneuve („Arrival“) vereinen würden, aber im cineastischen Niemandsland zwischen prätentiösem Trash und Arthouse-Horror landen.

Immerhin ist der fantastische Schluss dann aber so crazy, dass er die 85 Minuten Edel-Langeweile zuvor fast vergessen macht. (Jörg Wunder)

5 Die zärtliche Revolution

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Als Annelie Boros eine Doku über Care-Arbeit dreht, erschüttert sie eine Nachricht: Ihre Freundin und Mitbewohnerin hat sich das Leben genommen.

Gab es da Vorzeichen? Was hat ihr gefehlt, dass sie dieses Leben nicht aushalten konnte? Warum konnte das keiner sehen?

Boros’ Film über vier Menschen, die privat oder beruflich pflegen oder gepflegt werden, ist erwartungsgemäß frustrierend. Unterstützung und Wertschätzung sind unzureichend, und es gibt keine einfachen Lösungen für die Pflegekrise, die unmittelbar bevorsteht.

Boros dockt an der Wut, den Widerständen und Wünschen ihrer Protagonist*innen an. Mit ihrem spröden, sperrigen Film sucht sie Verbündete, die sich eine Gesellschaft wünschen, in der nicht Profit, sondern Fürsorge, Respekt und Liebe den Kern des Zusammenlebens bilden.

Wie sähe die Erde dann aus? Der Film macht eindringlich klar: Bei Utopien darf es nicht bleiben. (Ingolf Patz)

6 Hollywoodgate – Ein Jahr unter den Taliban

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Lakonischer kann man als Protagonist seinen Regisseur nicht vorstellen: „Er macht einen Dokumentarfilm. Wenn seine Absichten schlecht sind, stirbt er“, sagt der Taliban-Offizier Mawlawi Mansour.

Afghanistan, August 2021. Die Taliban haben das Land zurückerobert.  Der Ägypter Ibrahim Nash’at lässt sich auf einen Deal ein.

Er wird eine Taliban-Gruppe ein Jahr lang begleiten und ihren Aufstieg von einer bewaffneten Miliz zur islamistischen Regierung dokumentieren. Er darf nur das filmen, was die Taliban zulassen.

Zum Beispiel Mansours Stolz und Staunen am „Hollywoodgate“, einem ehemaligen US-Militärstützpunkt, wo ein Riesen-Arsenal an Waffen und Flugzeugen zurückgelassen wurde. Die Doku ist ein gelungener Balanceakt zwischen Zensur und Authentizität. Mit den Taliban ist nicht zu spaßen. (Markus Ehrenberg)

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