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Kultur: Die Zukunft beginnt im Park

Der Wissenschaftscampus Berlin-Buch hat in den letzten Jahren eine atemberaubende Entwicklung erlebt. Denn hier entstanden in den letzten Jahren Forschungsstätten für Biotechnologie, Pharmazie und Medizin, die zu den Zukunftsbranchen schlechthin zählen.

Der Wissenschaftscampus Berlin-Buch hat in den letzten Jahren eine atemberaubende Entwicklung erlebt. Denn hier entstanden in den letzten Jahren Forschungsstätten für Biotechnologie, Pharmazie und Medizin, die zu den Zukunftsbranchen schlechthin zählen. Die Forschungskrankenhäuser Franz-Volhard- und Robert-Rössle-Klinik bilden zusammen mit dem Max-Delbrück-Centrum für molekulare Medizin eine Forschungslandschaft, die in Deutschland einmalig ist. Mittlerweile arbeiten schon 1 600 Wissenschaftler in Buch. Und die Zahl der Firmen nimmt ständig zu.

Kürzlich hat der Forschungscampus eine wichtige Erweiterung erfahren. In seinem Zentrum wurde das Max-Delbrück-Communication-Center fertig gestellt, das Kongressen, Veranstaltungen und Ausstellungen optimale Bedingungen bieten soll. Der Entwurf stammt von der Berliner Dependance des Büros Heinle, Wischer und Partner, das in Buch bereits mehrere Neubauten realisiert hat. Die Architekten schufen ein Gebäude wie ein Ausrufezeichen. Denn der Neubau präsentiert sich als knallroter Baukörper, der in einem scharfen Gegensatz zu den zurückhaltenden Gebäuden der Nachbarschaft steht. Zusätzlich ist die Putzfassade durch unregelmäßige Fensterbänder gegliedert, die auf den ersten Blick unmotiviert wirken, in Wirklichkeit aber exakt die Struktur der Innenräume widerspiegeln.

Nicht nur seine rote Fassade, sondern auch die eigenwillige Konstruktion hebt den Neubau aus seinem Umfeld heraus. Der viergeschossige Kubus ist auf zwölf Stahlbetonstützen aufgestelzt, die eine vollständig verglaste Erdgeschosszone ermöglichen. Aus der Ferne wirkt der Bau deshalb wie ein Container, der einfach in die Landschaft abgeladen wurde. Und mancher dürfte auch an die leider abgerissene Infobox am Potsdamer Platz erinnert werden. Diese Ähnlichkeit ist kein Zufall. Schließlich wendet sich das Gebäude nicht nur an Wissenschaftler, sondern auch an eine breite Öffentlichkeit, die der biomedizinischen Forschung häufig skeptisch gegenübersteht. Das auffällige Gebäude soll die Schwellenangst gegenüber der Wissenschaft abbauen.

Von dieser Offenheit ist auch das Innenleben des Gebäudes geprägt. Der Besucher gelangt zuerst in das Foyer, welches das gesamte Erdgeschoss ausfüllt und deshalb besonders weitläufig wirkt. Die durchgängig verglasten Wände lassen die Grenzen zwischen dem Drinnen und Draußen zerfließen und laden auch den Fremden zum Eintritt ein. Ein Geschoss höher befindet sich der Hörsaal, dessen Gestaltung eine Beziehung zur Natur sucht. Hier dominiert das Wechselspiel zwischen den warmen Brauntönen der mit Kirschenholz verkleideten Wände und den großen Fensteröffnungen, die einen Ausblick auf die benachbarte Parklandschaft eröffnen. Der Saal, der 500 Plätze bietet, ist in zwei Räume teilbar und kann für Kongresse und Veranstaltungen genutzt werden. Auch die Seminarräume, die über dem Hörsaal liegen, wirken mit großen Fensterbändern und einer Raumhöhe von 3,60 Metern ausgesprochen großzügig. Ganz oben befindet sich schließlich der schönste Bereich des Bauwerkes: die große Dachterrasse. Von dort bietet sich ein herrlicher Rundblick auf den Wissenschaftspark.

Wie wichtig Investitionen in diesem Bereich sind, zeigt ein Blick auf andere deutsche Städte. Weil die Biotechnologie als die Wachstumsbranche schlechthin gilt, liefern sie sich einen erbitterten Konkurrenzkampf um Biotech-Forscher und Unternehmen. Dresden stellte sogar einen seiner schönsten Elbhänge für einen Biotechnologiepark zur Verfügung. Wenn Berlin dagegen bestehen will, wird es noch viel investieren müssen - gerade in Zeiten harter Sparzwänge.

Matthias Grünzig

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