zum Hauptinhalt
Grantler. Joachim Bliese und Didi Hallervorden als Midge und Nat. Foto: Bresadola/DRAMA

© Bresadola/drama-berlin.de

Kultur: Die zwei von der Parkbank

Paraderollen: Dieter Hallervorden und Joachim Bliese in der Tragikomödie „Ich bin nicht Rappaport“ am Schlossparktheater.

Er hält sein Versprechen. Dieter Hallervorden knüpft, wie bei der Übernahme angekündigt, an die Geschichte des Schlossparktheaters an, aus dem ja zeitweise eine Abwurfstätte für Musicals geworden war. Vergangenes Jahr haben hier Charles Brauer und Werner Rehm wieder auf Godot gewartet, wenn auch nur als Gastspiel. Nun hat Hallervorden ein weiteres Stück zurückgebracht, das in Steglitz einst seine deutsche Erstaufführung erlebte, diesmal als Eigenproduktion: „Ich bin nicht Rappaport“, Herb Gardners Tragikomödie um die beiden alten Männer Nat und Midge, die sich auf zwei Bänke irgendwo in der hintersten Ecke des Central Parks zurückgezogen haben, sich dort das Leben noch schwerer machen, als es ohnehin ist und dabei ein ganzes Welttheater an sich vorüberziehen lassen.

1987 war Bernhard Minetti der Nat, Joachim Bliese war Midge – und jetzt, ein Vierteljahrhundert später, ist er es immer noch. Dunkel geschminkt, weil Gardner verlangt, dass Nat ein Weißer und Midge ein Schwarzer sein soll. Wirklich nötig ist dieser Kunstgriff des 2003 verstorbenen Autors nicht, die Figuren könnten auch so unterschiedlicher kaum sein: Nat, der unverwüstliche Optimist und Alt-Revolutionär, der sein Lebensglück jetzt im Spinnen von Geschichten findet, ein Hochstapler aus Leidenschaft – und Midge, der als Hausmeister alt geworden ist und resigniert hat, demnächst will man ihn rausschmeißen, sein Haus wird in Eigentumswohnungen umgewandelt.

Eine realistische Bühne (Daria Kornysheva), Fototapete mit Bäumen und Hochhäusern, in der Mitte ein gekachelter Tunnel für Auf- und Abtritte: Die Regie (Thomas Schendel) begnügt sich damit, ein naturalistisches Tableau für die beiden Hauptdarsteller zu schaffen. Glänzen kann vor allem Bliese: Aus Midge strömt die ganze Tragik des Lebens, des Alterns, in seinem gebückten, schlurfenden Gang und in seinem raunenden, gutturalen Timbre stecken stiller Stolz und Angst und Wehmut über verlorene Kraft. Einer der Ungezählten, die jedes Jahr aus dem Nützlichkeitsraster fallen. Der Nat ist für Dieter Hallervorden eine Paraderolle – dass er immer alles ins Humorige abbiegt, ist zugleich sein Problem. Nat ist eine Grinsebacke, in der immer noch der „Didi“ aus den Achtzigern steckt, Hallervorden hat ihn nie wirklich abgelegt. An tiefere Schichten der Figur zu rühren, wie Bliese, gelingt ihm nicht.

Die übrigen Darsteller, der schmierige Wohnungseigentümer Danforth (Karl Heinz Herber), der fiese Dealer (Johann Fohl) und sein Opfer Laurie (Atina Tabiei Razligh) bleiben blass. Nur Irene Christ als Nats tyrannisch-fürsorgliche Tochter entwickelt Profil: am Ende blind für den Menschen und eigenen Vater, der ihr gegenübersitzt.

Wenigstens entdecken Nat und Midge doch noch ihre Sympathie füreinander. Der Vorhang fällt mitten im ersten wirklichen Gespräch, das die beiden miteinander führen. Ein sympathischer Schluss: Und wenn die ganze Welt uns abschieben will, wir haben wenigstens einander. Das einzige, was am Ende zählt, ist Freundschaft. Udo Badelt

Weitere Termine: 12. bis 16. 1., 20 Uhr.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false