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Doku über die Tour de France: „Überleben ist alles“
Netflix kommt Teams und Fahrern nur selten ganz nah. Dennoch gibt es keine bessere Einstimmung auf die Tour de France 2024.
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Die Tour de France ist das größte Straßen-Radrennen der Welt. Es dürfte sich kaum jemand finden, der diese Aussage in Zweifel zieht. Dennoch wird Netflix auch in der zweiten Staffel der Doku-Serie „Tour de France: Im Hauptfeld“ (acht Episoden, ab 11. Juni) nicht müde, gerade diesen Aspekt der Frankreich-Rundfahrt mit markig-martialischen Zitaten zu betonen.
„Es ist mörderisch und brutal. Man opfert Leben und Familie“, sagt einer der 176 Fahrer, der im vergangenen Jahr an der 110. Austragung der Tour de France teilgenommen hat. Oder wie es einer der 22 Teamchefs ausdrückt: „Jeder sollte für einen Etappensieg töten wollen.“ Damit ist er nicht allein. „Wenn sie dich killen können, tun sie es“, unterstreicht ein anderer Teamchef dieses Menetekel.
Sport-Dokus über Rennserien scheinen bei Netflix zu funktionieren. Von „Formula 1: Drive to Survive“ gibt es bereits sechs Staffeln. Die Tour de France hat der Streamingdienst zum zweiten Mal begleitet. Mit Ben O‘Connor, dem Leader des französischen Teams AG2R Citroën, war Netflix schon Wochen vor dem Grand Départ des vergangenen Jahres im Trainingscamp. Zu dem Zeitpunkt fährt noch bei allen Spitzenfahrern die Hoffnung mit.
„Diesmal kann ich es aufs Podium schaffen“, glaubt O’Connor. Aber auch er weiß: Man kann die Tour nicht an einem Tag gewinnen, aber an einem Tag verlieren.
Jeder sollte für einen Etappensieg töten wollen.
Patrick Lefevere, Teamchef von Soudal – Quick-Step, ist für seine markigen Sprüche bekannt.
Wie schnell alles vorbei sein kann, daran wurde die Radsport-Szene 2023 durch Gino Mäder erinnert. Der 26-jährige Radrennfahrer kommt bei einer Abfahrt während der Tour de Suisse ums Leben, als er in eine Schlucht stürzt. Für sein Team von Bahrain Victorious umso mehr ein Ansporn, ihm bei der Tour einen Etappensieg zu widmen.
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Wer am Ende der 21 Etappen in Paris ganz oben auf dem Podium steht, ist für die Netflix-Doku nicht unerheblich – das Duell zwischen Jonas Vingegaard und Tadej Pogacar nimmt großen Raum ein. Spannender ist jedoch, was man weder bei der ARD noch bei Eurosport in den Live-Berichten hat: die Nähe zu den Fahrern im Teambus und bei den Massageeinheiten im Hotel, die teils unbarmherzigen Strategiebesprechungen vor und nach den Rennen oder die emotionalen Szenen in den Begleitfahrzeugen, wenn Teamchefs und sportliche Leiter alles um sich herum zu vergessen scheinen.
Manche Anweisungen an die Fahrer klingen dabei reichlich phrasenhaft und hätten sich vermutlich ohne Netflix-Kamera anders angehört. Doch mitunter lassen die Fahrer sämtliche Zurückhaltung fahren. So wie Tom Pidcock, als man ihm die Rolle des Team-Leaders wegnimmt – weil er nicht nur die erwartete Leistung nicht bringt und zudem die Teamorder ignoriert. „Rennpferde sind auch nie ganz entspannt“, sagt ein Tourkenner dazu. Oder wie es der französische Radrennfahrer Julian Alaphilippe sagt: „Was mich antreibt, ist der Sieg.“
Die Tour de France 2024 startet am 29. Juni in Florenz. Bei allen Schwächen ist die Netflix-Doku die beste Vorbereitung darauf.
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