
© AFP/VALERIE MACON
CBS setzt Show mit Stephen Colbert ab: Trump hat den Sender schon länger im Visier
Die Entscheidung des Senders CBS, die Talkshow von Stephen Colbert einzustellen, hat nicht nur mit einbrechenden Werbeerlösen zu tun. Auch die öffentlich-rechtlichen Medien leiden unter Trumps Rache.
Stand:
Im Studiopublikum gab es Buhrufe, im Netz folgten betroffene Reaktionen, als Stephen Colbert in seiner Late Night Show am Donnerstag bekannt gegeben hatte, dass er seine Sendung m Mai 2026 beenden muss. „Es ist nicht nur das Ende unserer Show, sondern auch das Ende von ‘The Late Night Show’ auf CBS“, sagte er. „Ich werde nicht ersetzt. Das wird einfach alles weggehen.“
Stephen Colbert hatte die Sendung vor einem Jahrzehnt von David Letterman übernommen, der damit 1993 im New Yorker Ed Sullivan Theater gestartet war. Und „The Late Show with Stephen Colbert“ hatte sich über die Jahre zur Nummer eins im TV-Format empor gesendet. Mit durchschnittlich zwei Millionen Zuschauern pro Ausgabe überflügelte er Jimmy Kimmel und Jimmy Fallon.
Es sei eine „rein finanzielle Entscheidung“ angesichts der harten Konkurrenz im Late-Night-TV, betonte die CBS-Spitze in einem Statement. Es habe in keiner Weise mit der Leistung der Serie, dem Inhalt oder anderen Angelegenheiten bei Paramount zu tun. Weiter heißt es, „unsere Bewunderung, Zuneigung und unser Respekt für die Talente von Stephen Colbert und seinem unglaublichen Team haben diese quälende Entscheidung noch schwieriger gemacht.“
CBS betont „finanzielle Gründe“
Dass CBS dies extra betonen muss, hat Gründe: US-Präsident Donald Trump hat den Sender und dessen Mutterkonzern Paramount schon länger im Visier. Im vergangenen Jahr warf Trump der Redaktion der CBS-Sendung „60 Minutes“ vor, in einem Interview mit Kamala Harris eine schwache Antwort seiner demokratischen Rivalin um die US-Präsidentschaft kaschiert zu haben.
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Trump zog vor Gericht, und obwohl Medienrechtsexperten ihn in einer schwachen Position sahen, stimmte Paramount einem 16 Millionen Dollar schweren Vergleich zu. Der Hintergrund: Der Medienkonzern braucht die Zustimmung der von Trump eingesetzten Aufsichtsbehörde für die angestrebte Fusion mit der Produktionsfirma Skydance Media. Stephen Colbert nannte den Vergleich mit Trump in seiner Sendung diese Woche „eine große fette Schmiergeldzahlung“. Dieser Kommentar dürfte weder Trump, der das Geld für eine spätere Präsidenten-Bibliothek verwenden will, noch die Paramount-Verantwortlichen begeistert haben. Der Umgang mit „60 Minutes“ hat das einst hervorragende journalistische Image von CBS schwer beschädigt.
Ob die CBS-Entscheidung nun Anbiederung oder wirtschaftliche Notwendigkeit ist, US-Präsident Donald Trump hält den Druck auf ihm missliebige Medien aufrecht. Gerade hat er sich mit seiner Forderung durchgesetzt, nicht-kommerziellen Rundfunk- und Fernsehsendern bereits bewilligte Regierungsgelder zu entziehen. Repräsentantenhaus und Senat, beide von den Republikanern beherrscht, stimmten für ein entsprechendes Gesetz, das Trump umgehend unterzeichnen wird.
Es geht um rund 1,1 Milliarden Dollar für die Corporation for Public Broadcasting (CPB), eine überparteiliche Einrichtung zur Förderung des nicht-kommerziellen Rundfunks National Public Radio (NPR) und des nicht-kommerziellen Fernsehens Public Broadcasting Service (PBS). Republikanische Politiker werfen NPR und PBS vor, konservative Standpunkte und Politiker zu benachteiligen. Laut Trump sind NPR und PBS zu „1000 Prozent gegen die Republikanische Partei“.
NPR und PBS finanzieren sich über Sponsoring von Unternehmen, Mitteln von Stiftungen, Spenden und den Regierungsgeldern von CPB. Mehr als 1000 Hörfunksender übertragen NPR-Programme, rund 350 lokale Fernsehsender gehören zum PBS. Deren CEO Paula Kerger erklärte, die Maßnahme werde alle Sender in Mitleidenschaft ziehen, besonders kleine Sender im ländlichen Raum. Diese sind stark auf Regierungszuschüsse angewiesen. Sie haben nicht genug Hörer und Zuschauer, um Kürzungen auszugleichen.
Im Trump-Lager wurden die Mittelkürzung wie die Absetzung der Show begrüßt und das Argument, Sender und Sendung seien politisch einseitig, geteilt. Die Colbert-Show habe zu Recht viele Zuschauer verloren. Tatsächlich büßt das traditionelle, linear ausgestrahlte Fernsehen in den USA zunehmend an Bedeutung ein, mehr und mehr Menschen nutzen ihre Bildschirmzeit fürs Streaming. Plattformen wie Netflix und Prime Video haben im Juni dieses Jahr erstmals die Broadcast- und Kabelsender bei der Nutzung überholt.
Die schwächelnde Zugkraft, die eben auch die Late-Night-Shows erfasst hat, zeigt sich auch in den Werbeerlösen. Die „New York Times“ berichtet, 2018 hätte das Format insgesamt noch an die 440 Millionen Dollar an Werbung eingenommen, diese Summe sei aber 2024 auf die Hälfte geschrumpft. Und die Produktion der Live-Shows ist teuer, die Colbert-Show beschäftigt 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
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