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Kultur: Drei Granden

Bernhard Schulz über Frankreichs ArchitekturBotschaft in Berlin Nun ist das Trio komplett. Es sind, nebenbei, sogar mehr als drei Bauten, die die drei Großen der französischen Gegenwartsarchitektur für Berlin entworfen haben.

Bernhard Schulz über

Frankreichs ArchitekturBotschaft in Berlin

Nun ist das Trio komplett. Es sind, nebenbei, sogar mehr als drei Bauten, die die drei Großen der französischen Gegenwartsarchitektur für Berlin entworfen haben. Mit der festlichen Eröffnung des Neubaus der französischen Botschaft am Pariser Platz am heutigen Donnerstag hat nun auch Christian de Portzamparc seinen Beitrag zum „Neuen Berlin“ abgeliefert. Paris rühmt sich demgegenüber seit acht Jahren beispielsweise der Cité de la Musique, jenes quirligen Musikzentrums, das dem nordöstlichen Rand der Metropole ein kulturelles Glanzlicht aufsteckt – und noch einige Jahre länger des eleganten Café Beaubourg schräg gegenüber dem Centre Pompidou, eines Treffpunktes der intellektuellen Schickeria und ihrer touristischen Bewunderer.Vor dem aus bretonischer Familie stammenden Portzamparc hatten bereits der introvertierte Dominique Perrault – mit den beiden Olympia-Sporthallen an der Landsberger Allee – und dessen lautstarker Antipode Jean Nouvel – mit dem Kaufhaus Lafayette an der Friedrichstraße – ihre Handschriften gezeigt.

Dass die Granden ihres Fachs „draußen“ bauen, kann man von der Gegenwartsarchitektur mancher Länder sagen. Dass die Förderung des Architekturexports eine Herzensangelegenheit der Kulturpolitik sei, lässt sich indessen nur von wenigen Staaten behaupten. Frankreich zählt dazu. Im Kulturministerium der Grande nation gibt es eine eigene Architekturabteilung – befasst unter anderem mit der Promotion einheimischer Baumeister, eine in Zeiten europaweiter Berufsfreiheit durchaus nicht anachronistische oder gar chauvinistische Angelegenheit. Berlin dürfen die Architektur-Förderer auf ihrer Haben-Seite verbuchen. Nach Italien, das mit Baukünstlern wie Renzo Piano oder dem früh verstorbenen Aldo Rossi einige Jahre lang stilprägend wirkte, präsentiert sich nunmehr Frankreich als bedeutendes Architekturland. Am Pariser Platz – nomen est omen – nimmt der westliche Nachbar eine Spitzenposition ein – solange der Neubau der US-Botschaft schräg gegenüber nicht aus dem Boden wächst, und womöglich über dessen Fertigstellung hinaus. Großbritannien, dessen Grundstück um die Ecke in der Wilhelmstraße nicht ganz so formidabel gelegen ist wie das der beiden anciens alliés, hatte mit dem Neubau seiner Botschaft durch Michael Wilford den Auftakt zur baulichen Selbstdarstellung gegegeben. Gerade Frankreich weiß, dass Architektur in der Fremde eine Visitenkarte darstellt. Sie wird von Tausenden gesehen, von Interessierten wie Passanten. Aber sie wird gesehen – und spricht von der Kultur ihres Heimatlandes.

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