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Günther von Lojewski führte den SFB von 1989 bis 1997. Am Sonntag ist er gestorben

© dpa/Hubert Link

Ehemaliger SFB-Intendant: Günther von Lojewski ist gestorben

Konservativ war er, ehrgeizig war er. Günther von Lojewski hat nach der Wende den SFB zum Sender von ganz Berlin gemacht. Ein Nachruf.

Das Laufen war ihm sehr schwer geworden, aber sein Geist war quick und lebendig wie eh und je. Also setzte sich der 86-jährige Günther von Lojewski Anfang November 2022 hin und schrieb für den Tagesspiegel auf, wie der Sender Freies Berlin die Nacht des Mauerfalls am 9. November 1989 in Radio und Fernsehen gecovert hatte. Akribisch recherchierte er, akkurat schrieb er auf, was der öffentlich-rechtliche Sender in West-Berlin leistete, natürlich unter Leitung seiner damaligen Führungskraft Günther von Lojewski.

Gelernter Zeitungsjournalist

Der am 11. Juni 1935 geborene Journalist und promovierte Historiker war keiner, der geneigt war, sein Licht unter den Scheffel zu stellen. Musste er auch nicht, schon sein Weg zum SFB war beeindruckend erfolgreich. Günther von Lojewski stammt aus einer Ära öffentlich-rechtlicher Intendanten, die den Journalismus in Zeitungsredaktionen gelernt haben. Erst Volontär bei der „Hannoverschen Allgemeinen“, dann innenpolitischer Redakteur der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, gewann er 1969 den Theodor-Wolff-Preis. Noch im selben Jahr wechselte er zum ZDF, wo er die Leitung der Nachrichtenredaktion übernahm und später das „heute-journal“ begründete.

Von konservativer Überzeugung wurde Günther von Lojewski 1977 zum Bayerischen Rundfunk geholt. In einer Ära, als ARD-Deutschland in Rotfunk und Schwarzfunk unterteilt war, konnte der Journalist als Chef und Moderator von „Report München“ gut mit der CSU. Was sein Schade nicht war. Als in West-Berlin die CDU mit Eberhard Diepgen regierte, erfolgte im April 1989 seine Wahl zum SFB-Intendanten.

Schnell war er bestrebt, dass der Sender Freies Berlin der ARD-Sender für das wiedervereinte Berlin wurde. Das gelang ihm, was ihm nicht gelang: das Sendegebiet des SFB um Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern zur Nordostdeutschen Rundfunkanstalt (Nora) hin zu erweitern. Das diplomatische Fach war nicht das stärkste des kernigen Konservativen. Aber er bereitete zusammen mit Hansjürgen Rosenbauer, Intendant des Ostdeutschen Rundfunks Brandenburg (ORB), den Zusammenschluss des SFB mit dem ORB vor, beide zusammen hoben sie das Inforadio aus der Taufe.

Die tatsächliche Fusion 2003 erlebte Günther von Lojewski nicht mehr, 1997 schied er gesundheitlichen Gründen aus dem Intendantenamt aus. Im selben Jahr übernahm er, geschätzt als Experte für Rundfunkpolitik und Medienrecht, eine Honorarprofessur an der Freien Universität Berlin. Er lehrte und schrieb und veröffentlichte unter anderem 2000 das Buch „Rundfunkwende“, in dem er den Umbruch des deutschen Rundfunksystems nach 1989 beschrieb.

Am Sonntag ist Günther von Lojewski in Grasbrunn nahe München im Alter von 87 Jahren gestorben. Seine innige Beziehung zu seiner Geburtsstadt Berlin hat er nie aufgegeben.

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