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Osterfestspiele: Eine Klasse für sich

Die Salzburger Osterfestspiele werden 40 Jahre alt. Die Kartenpreise für eine Opernaufführung betragen bis zu 490 Euro. Selbst die Salzburger Festspiele im Sommer können da nicht mithalten.

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Salzburg - Gegründet wurde das Festival von dem 1989 verstorbenen Dirigenten Herbert von Karajan, bis heute Inbegriff des Pultmatadors. In seinem Gruß an die Gäste der ersten Osterfestspiele 1967 schrieb Karajan schlicht, er wolle in seiner Geburtstadt Salzburg ein "Publikum versammeln, dass aus Kennern und Liebhabern besteht und großen Werken der Musik begegnen will". Aber es ging dem Maestro natürlich auch darum, seinen Berliner Philharmonikern, denen er auf Lebenszeit als Chefdirigent verbunden war, ein exklusives Podium zu schaffen, in dem sie auch als Opernorchester brillieren konnten. Anders als die Wiener Philharmoniker, die auch als Staatsopernorchester agieren, sind die Berliner eigentlich ein reines Konzertorchester.

Karajan startete seine Privatfestspiele mit einer Inszenierung von Richard Wagners "Walküre" aus der Tetralogie "Der Ring des Nibelungen". Im 40. Jahr ihres Bestehens kehren die Osterfestspiele zu ihren Wurzeln zurück. Der heutige Chefdirigent der Berliner Philharmoniker, Sir Simon Rattle, beginnt mit dem "Rheingold" seinen ersten kompletten "Ring". Das Projekt soll 2010 mit der "Götterdämmerung" enden, dem letzten Teil von Wagners Weltendrama. Künstlerisch haben die Osterfestspiele etwas an Exklusivität eingebüßt, seit die jeweils einzige Operninszenierung mit anderen Theatern koproduziert wird. "So etwas ist heute allein nicht mehr zu finanzieren", sagt die Sprecherin der Festspiele, Ulrike Neumayer. Das Rattelsche "Rheingold" wurde erst in Berlin konzertant dargeboten und ging dann im Sommer 2006 zum Festival d'Art Lyrique de'Aix-en-Provence. Kritiker mäkeln, die Premiere in Salzburg am Samstag sei nur der "dritte Aufguss".

Festival befreite sich von der Krise

Neumayer verweist darauf, dass es sich nicht um eine "Eins-zu-eins-Übernahme" handle. In Aix wurde das "Rheingold" nämlich unter freiem Himmel im Hof des Erzbischöflichen Palasts aufgeführt, so dass die Produktion an die Verhältnisse im Festspielhaus angepasst werden muss. Im Kern handelt es sich jedoch um die gleiche Inszenierung des französischen Regisseurs Stéphane Braunschweig, die von der internationalen Kritik nur mit mäßigem Beifall bedacht wurde.

Nach Karajans Tod war das Festival in eine Krise geschlittert. Erst unter Claudio Abbado, 1989 Nachfolger von Karajan am Pult der Berliner Philharmoniker, fassten die Osterfestspiele wieder Tritt. Analog zum künstlerischen Aufbruch der Sommerfestspiele unter Gerard Mortier führte Abbado einige Neuerungen ein, etwa Sonderkonzerte mit hochklassigen Jugendorchestern und eine Reihe mit neuer Musik - zu eher moderaten Preisen. Damit wollte Abbado die Osterfestspiele verjüngen und ihnen den Ruch einer "reaktionären Establishment-Bastion" nehmen. Die Osterfestspiele seien heute "keine geschlossene Gesellschaft mehr", schreibt Rattle in seinem Vorwort zu einem geschichtlichen Abriss der Festspiele. Vielmehr habe sich Salzburg zu Ostern zu einem Ort entwickelt, "der die Begeisterung für die Musik auf höchstem Niveau verbindet mit gesellschaftlichem Engagement und künstlerischen Experimenten". (Von Georg Etscheit, ddp)

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