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Wohl Streit um Sparkurs: Chefredakteur Wolfgang Krach verlässt die „Süddeutsche Zeitung“
Die „Süddeutsche Zeitung“ zählt zu den ganz großen journalistischen Medienhäusern im Land. Nun ist sie selbst wieder einmal in den Schlagzeilen – mit einer Zäsur in der Chefredaktion.
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Der Co-Chefredakteur der „Süddeutschen Zeitung“, Wolfgang Krach, verlässt das Haus. Aufgrund unterschiedlicher Vorstellungen zwischen ihm und den Gesellschaftern über die Gestaltung der Zusammenarbeit und die Weiterentwicklung der „SZ“ habe Krach angeboten, aus der Redaktion auszuscheiden, wie der Süddeutsche Verlag in München mitteilte.
„Beide Seiten haben sich einvernehmlich darauf verständigt“, hieß es. Der 62-jährige Krach gehört der Chefredaktion seit 18 Jahren an, davon zehn Jahre als Chefredakteur. Er gebe seine Funktion zum Jahreswechsel ab.
Mit den genannten Gesellschaftern der „SZ“ sind nach Verlagsangaben die Eigentümer der Südwestdeutschen Medienholding (SWMH) gemeint. Die SWMH wiederum gehört mehreren Verlagen – darunter die Medien Union der Verlegerfamilie Schaub mit der Tageszeitung „Rheinpfalz“ sowie die Gruppe Württembergischer Verleger.
Wie der „Spiegel“ berichtet, habe Krach den Sparkurs der Gesellschafter nicht mittragen wollen.
„Dankbar und glücklich“
„Ich hatte – mit allen Höhen und Tiefen – 23 fantastische Jahre bei der SZ, davon 18 Jahre in der Chefredaktion. Auf diese Zeit blicke ich dankbar und glücklich zurück“, sagte Krach.
„SZ“-Geschäftsführer Christian Wegner dankte Krach für seinen langjährigen Einsatz und die vertrauensvolle Zusammenarbeit: „Seine Leidenschaft für die Redaktion und sein Einsatz für journalistische Exzellenz haben unser Haus über Jahre hinweg entscheidend geformt“, so Wegner weiter.
Krach soll der „Süddeutschen Zeitung“ weiter verbunden bleiben. Wie genau die Zusammenarbeit in Zukunft aussehen wird, ließ der Verlag offen.
Investigative Recherche ausgebaut
Judith Wittwer, die seit 2020 die Redaktion gemeinsam mit Krach leitet, werde als alleinige Chefredakteurin die Geschäfte fortführen. Stellvertretender Chefredakteur soll Ulrich Schäfer bleiben. Ob es zudem eine Nachfolge in einer Doppelspitze wie bisher gibt, wurde zunächst nicht mitgeteilt. „Wie wir die Chefredaktion in Zukunft aufstellen, werden wir zu gegebener Zeit kommunizieren“, sagte eine Sprecherin auf Anfrage.
Krach war im Jahr 2003 vom Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ als geschäftsführender Redakteur zur „Süddeutschen“ gekommen.
2007 wurde er stellvertretender Chefredakteur und 2015 Chefredakteur – zunächst gemeinsam mit Kurt Kister, später mit Wittwer. Als energischer Redaktionsmanager an der Spitze trieb Krach die Vereinigung der klassischen Printredaktion mit der Online-Redaktion voran. In seine Zeit fällt auch der Ausbau der investigativen Rechercheeinheiten und des Datenjournalismus.
Vor rund zwei Jahren beschäftigte die Redaktion eine Diskussion um interne Informationen, die aus Redaktionssitzungen an die Öffentlichkeit kamen. Das Vorgehen der Chefredaktion dagegen war im eigenen Haus heftig umstritten.
Wie die gesamte Branche kämpft die „SZ“ mit sinkenden Printauflagen und geringeren Werbeeinnahmen. Die Redaktion muss daher sparen. Bereits vor einigen Jahren aber erreichte das Haus nach eigenen Angaben erstmals, komplett aus Abo-Erlösen finanziert zu sein und damit unabhängiger vom Werbemarkt zu werden. (dpa/KNA/epd)
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