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Erst wollte die ARD Thilo Mischke als neuen Moderator des Kulturmagazins „titel, thesen, temperamente“, dann wollte sie ihn wieder nicht.

© Gestaltung: Tagesspiegel, Fotos: dpa/Marc Rehbeck, freepik

Fall Thilo Mischke: Die ARD will die Causa nun doch nicht journalistisch aufarbeiten

Anders als angekündigt, sieht der Sender von einer Aufarbeitung des Dramas um den designierten „ttt“-Moderator ab. Man wollte den Beteiligten nicht erneut Schaden zufügen.

Stand:

Die ARD wird die Causa Thilo Mischke nicht journalistisch aufarbeiten. Dies sagte Jana Cebulla, Kulturchefin des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR), am Donnerstag im Interview mit dem Deutschlandfunk.

Als Begründung führte sie an, die verantwortlichen Redaktionen der sechs an „ttt“ beteiligten Sender hätten sich gefragt, „können wir an dieser Stelle etwas journalistisch aufarbeiten, ohne dass alle Beteiligten am Ende nicht noch mehr wieder im Schussfeld stehen oder vielleicht falsch dargestellt werden?“.

Die Entscheidung bedeutet eine Kehrtwende zu der Januar erfolgten Ankündigung einer journalistischen Aufarbeitung. Sie wurde als Konsequenz aus dem Hin und Her bei dem erst gewollten und dann wieder abgesagten Engagement des Investigativjournalisten als neuem „titel, thesen, temperamente“-Moderator.

„Weitsicht“ statt Transparenz

Die Personalentscheidung war Ende 2024 bekannt geworden und hatte zu öffentlicher Kritik geführt. Mischke wurde Sexismus vorgeworfen, vor allem in Bezug auf sein Buch „In 80 Frauen um die Welt“ aus dem Jahr 2010. Nachdem die ARD zunächst an Mischke festgehalten hatte, machte sie, als die Kritik immer lauter wurde, einen Rückzieher. Mischke hatte im Anschluss scharfe Kritik an der ARD geäußert.

Jana Cebulla betonte in dem Interview, die Absage an die Aufklärung der damaligen Vorgänge bedeute „keine fehlende Transparenz, sondern eine Weitsicht, zu sagen, wie gehen wir jetzt mit der Marke ttt weiter um“. Am Ende seien sechs Anstalten an den Vorgängen beteiligt gewesen und wer welchen Fehler gemacht, „das ist wirklich schwer zu sagen“. Chebulla nannte keine Namen, sondern verwies auf gemeinschaftliche Entscheidungen.

Die MDR-Kulturchefin führte das Durcheinander in der Kommunikation zum Thema auch auf die fehlende Zuständigkeit zurück. Dieser Fehler sei jetzt aber behoben, da der MDR die Federführung beim Kulturmagazin übernehme. Das haben die Intendanten der sechs an „ttt“ beteiligten ARD-Anstalten beschlossen, wie der Sender mitteilte. 

Cebulla sagte dazu nach MDR-Angaben: „Die Zusammenarbeit zwischen den sechs „ttt“-Redaktionen in der ARD lief bis Ende 2024 sehr gut. Wir haben dann allerdings mit einer sehr heftigen öffentlichen Debatte einen Grenzfall erlebt, der uns zu Veränderungen veranlasst hat. Eine Lehre daraus ist die Federführung.“ Damit solle im Krisenfall eine klare Verantwortlichkeit und Verbindlichkeit erreicht werden, es gehe aber auch um die inhaltliche Gestaltung des Kulturmagazins, hieß es. 

Moderiert wird die Sendung, die am späten Sonntagabend im Ersten ausgestrahlt wird, derzeit von Siham El-Maimouni. Eine zweite Person für die Moderation soll voraussichtlich Mitte 2026 verkündet werden. „Dabei werden wir auf drei Dinge großen Wert legen: hohe journalistische Expertise, starke Kenntnisse im Kulturbetrieb sowie eine Glaubwürdigkeit in der Kulturbranche.“ Quasi ein Gegenmodell zu Thilo Mischke.

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