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Weltläufige Exilantin. Irans Ex-Kaiserin Farah Dibah, hier 2019 beim Begräbnis von Jacques Chirac, lebt in Paris und Washington.

© picture alliance/dpa/MAXPPP / Lp/Olivier Lejeune

Farah Diba: Das Schah-Regime war gar nicht so schlecht

Irans frühere Kaiserin fühlt sich im ZDF-Interview unwidersprochen zur aufrechten Kämpferin gegen die Islamische Republik berufen.

Von Gregor Dotzauer

Stand:

Das Bessere, sagt man gerne, ist der Feind des Guten. Aber ist das weniger Schlimme auch der Feind des Bösen? Wie sinnvoll ist es etwa, die Erinnerung an den westlich orientierten Iran unter Schah Mohammad Reza Pahlavi gegen die Islamische Republik unter Präsident Ebrahim Raisi auszuspielen?

Im „heute-journal“ vom 21. Dezember trat tatsächlich die heute 84-jährige Ex-Kaiserin Farah Diba, die im Pariser Exil lebende Witwe des Schahs, zu einem Interview mit dem ZDF-Reporter Kamran Safiarian vor die Kamera, um ihre Solidarität mit den Aufständischen zu bekunden: „Sie vergewaltigen junge Mädchen, schießen auf Kinder. Es ist so schrecklich. Aber ich verliere die Hoffnung nicht, denn dort geht gerade eine Revolution los.“

In der schön manichäischen Hoffnung, das Licht werde die Dunkelheit besiegen, appellierte sie an das Regime: „Töten Sie nicht die jungen Menschen, ihre Landsleute. Schießen Sie nicht auf Sie.“

CIA-Operation Ajax

1979 war Farah Diba wie Safiarian vor der Islamischen Revolution aus einem Iran geflohen, den sie nun mit den Worten verteidigt: „Ich gebe ja zu, dass das Land unter uns damals Probleme und Defizite hatte, aber nicht bis zu diesem Grad.“

Diesem Urteil muss man wohl zustimmen. Doch es rechtfertigt – Im ZDF-Beitrag unwidersprochen – im Nachhinein keineswegs die innere, von schweren Menschenrechtsproblemen Verfasstheit eines von den USA abhängigen Staates, das die CIA noch 1953 mit der Operation Ajax von dem unliebsamen Premierminister Mossadegh befreit hatte.

Über den regierenden Schah sagte Präsident Nixon 1971, er wünsche sich noch mehr Politiker mit der „Fähigkeit, eine Herrschaft auszuüben, die im Grunde auf eine faktische Diktatur wohltätiger Art hinausläuft“.

Farah Diba, weltläufig und gebildet, war ihre sozial engagierteste, im Persönlichen wohl untadelige Exponentin. Aber auch sie muss, wenn nicht damals, so doch heute, um die Foltervorwürfe wissen, die sich um den Geheimdienst Savak ranken. Und sie müsste sich an den turbulenten Staatsbesuch in Deutschland erinnern, der sie 1967 zusammen mit ihrem Mann unter anderem nach Berlin führte: Mit der Erschießung des demonstrierenden Benno Ohnesorg radikalisierte sich damals die Studentenbewegung.

Safiarians als exklusiv bezeichnetes Gespräch war übrigens keines. In der „Bild am Sonntag“ wurde Farah Dibah in alter Springer-Treue fast ebenso kritiklos zu denselben Themen befragt. Hier versuchte ihr die Interviewerin sogar zu soufflieren, dass der Ruf nach ihrem 62-jährigen Sohn Ali Reza im Iran immer lauter ertöne.

Auf vehementen Einspruch aus dem Munde der selbst rückkehrwilligen Ex-Kaiserin sollte man nicht warten: „Viele erwarten, dass er den Iran befreit.“

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