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Bauhaus-Archiv: Fenster auf

Entweder Kunsthalle oder Bauhaus-Archiv forderte der Berliner Finanzsenator Ulrich Nussbaum: Das Bauhaus-Archiv verliert. Dreißig Millionen Euro, die für einen Erweiterungsbau in Aussicht gestellt worden waren, sind gestrichen.

Derzeit ist es licht und leer im Berliner Bauhaus-Archiv: viel Platz für Wünsche und Visionen. Die Tatsache, dass ein Großteil der Bestände in die BauhausAusstellung im Gropius-Bau ausgelagert sind und sich die Räume am Landwehrkanal erstmals seit ihrer Eröffnung 1979 in ihrer reinen architektonischen Form, mit geöffneter Fensterfront zum Kanal hin präsentieren, nutzt Museumschefin Annemarie Jaeggi, um auf die dringenden Raumnöte des Hauses aufmerksam zu machen. Zwar bekam man gerade, finanziert mit Mitteln des Konjunkturprogramms, eine neue Klimaanlage, aber das in Walter Gropius’ Alterswerk am Landwehrkanal angesiedelte Museum drücken viel größere Sorgen. Nur zwanzig bis dreißig Prozent der Bestände könne man normalerweise zeigen, so Jaeggi. Im Gropius-Bau sei nun so viel Bauhaus-Material zu sehen wie sonst nie in Berlin. 17 000 Besucher kamen allein in der ersten Woche. „Eine solche Ausstellung könnte man, mit genug Platz, das ganze Jahr über in Berlin haben“, sagt Jaeggi. Nämlich im Bauhaus-Archiv.

Mit Erweiterungsplänen, wie sie seit 25 Jahren diskutiert werden, beschäftigt sich auch Jaeggi seit ihrem Amtsantritt vor sechs Jahren. Doch nun kam bei den Haushaltsverhandlungen vor der Sommerpause der nächste Tiefschlag. Monatelang hatte man mit der Kulturverwaltung die Anmeldung zu den Haushaltsberatungen vorbereitet. Dreißig Millionen Euro, die der Bauhaus-Chefin für einen Erweiterungsbau in Aussicht gestellt worden waren, sind aus der mittelfristigen Finanzplanung gestrichen. Das Geld ist stattdessen für den von Klaus Wowereit favorisierten Bau einer Berliner Kunsthalle am Humboldthafen verplant. Finanzsenator Ulrich Nussbaum hatte entschieden: entweder Kunsthalle oder Bauhaus-Archiv.

Private-Public-Partnership ist auch keine Lösung. Die Pläne von 2003, nach denen ein Grundstücksstreifen zur Klingelhöferstraße bebaut werden solle, um damit die Errichtung des Erweiterungsbaus zu finanzieren , waren mangels Investoren ohnehin schon längst vom Tisch. Der Entwurf des japanischen Architekturbüros Sanaa, der 2005 präsentiert worden war, hatte keine Unterstützer gefunden, schon vor der Finanzkrise nicht. Es war ohnehin kein glücklicher Plan. Das Gelände zur Klingelhöferstraße wäre viel geeigneter, den Erweiterungsbau aufzunehmen, anstatt zur Baufinanzierung verkauft zu werden: „Das Grundstück ist unsere Zukunft“, sagt auch Jaeggi.

Im Jahr des überall groß gefeierten 90. Bauhaus-Jubiläums ist die Entscheidung, das Bauhaus-Archiv weiter auf dem bekannt niedrigen Finanzniveau zu halten, für Berlin kein Ruhmesblatt. Zumal die vereinten Bauhaus-Stätten gerade im Gropius-Bau zeigen, welch spektakuläre Präsentation mit genügend Raum möglich ist. Im leeren Bauhaus-Archiv und dessen Café gibt es stattdessen „Picknick für Puristen“, mit Stullen zum Selberschmieren.

Christina Tilmann

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