zum Hauptinhalt

Kultur: Festival: Ein Mensch ist ein Wolf ist ein Mensch: Kubanische Kurzfilme auf der Berliner Museumsinsel

Wenn kubanische Filme auf dem Programm stehen, dann erwarten die Zuschauer Herz-Schmerz-Geschichten, gewürzt mit Salsa- und Rumba-Rhythmen. Doch in diesem Fall werden solche Erwartungen nicht erfüllt: Ein Dokumentarfilm über den kubanischen Maler Wilfredo Lam und die Trickfilme "Filminutos" bieten schwerere Kost.

Wenn kubanische Filme auf dem Programm stehen, dann erwarten die Zuschauer Herz-Schmerz-Geschichten, gewürzt mit Salsa- und Rumba-Rhythmen. Doch in diesem Fall werden solche Erwartungen nicht erfüllt: Ein Dokumentarfilm über den kubanischen Maler Wilfredo Lam und die Trickfilme "Filminutos" bieten schwerere Kost. Beide Filme werden am Donnerstag bei einem Festival vor der alten Nationalgalerie in Berlin gezeigt, und beide Filme gehen unter die Haut.

Wilfredo Lams Leben war intensiv - ähnlich intensiv ist auch der Film über ihn. Mit dissonanter Musik, expressivem Modern Dance, Dschungel- und Kriegsbildern versucht der Regisseur Humberto Sola, die Augen des Zuschauers für Lams Bilder und Skulpturen zu öffnen. Lam hat 1923 Cuba verlassen. Zunächst zog er nach Madrid und später nach Paris. Die Ähnlichkeit zwischen den Bildern der Gräuel im spanischen Bürgerkrieg und Lams Gemälden ist frappierend. Häufig zeigen sie eine dicht gedrängte Menschenmasse, die sich gegenseitig zerfleischt. Daneben werden Tänzer gezeigt, die sich verrenken und in der Masse umkommen. Die Köpfe der Menschen in Lams Gemälden bestehen wie bei Picasso oft nur aus zwei Augen, die Körper sind langgestreckte Striche. Überdimensional große Hände, Genitalien und Tierköpfe stehen für die Zerstörungslust des Menschen. Sein Bild "La Guerra Civil" erinnnert an Picassos "Guernica". Aber nicht nur Picasso sondern auch Surrealisten wie Breton haben ihn beeinflusst. 1943 kehrte Wilfredo Lam nach Cuba zurück. Seine afro-amerikanischen Wurzeln prägten seine "europäische" Kunst.

Mord und Tod sind auch Thema der kurzen Zeichentrickfilme "Filminutos" vom Institut für kubanische Kunst. Das Lachen vergeht dem Zuschauer schnell. Die barbarische Lust, Menschen bis zu Tode zu quälen, werden auf die Spitze getrieben. "El hombre lobo" - der Mensch als Wolf - so heißt einer der Kurzfilme. Und auch die anderen könnten unter diesem Motto stehen.

Renate Hirsch

Zur Startseite