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© dpa

Film-Gala: Mit Prominenz und Pathos

Die Gala "Cinema for Peace" trumpfte mit vielen Stars auf: Der Abend im Konzerthaus für den guten Zweck diente der Konversation und Ehre. Doch Gäste wie Saif al-Gaddafi, Sohn des lybischen Revolutionsführers, hinterließen auch Unmut.

Manchmal drückt ein Fernbleiben mehr aus als tausend Worte. Als gestern Abend im Konzerthaus am Gendarmenmarkt die 7. Gala „Cinema for Peace“ begann, fehlten zwei glamourerprobte Gäste: Russlands Botschafter Vladimir Kotenev und seine Ehefrau Maria. Sie hatten die Teilnahme an der Benefizveranstaltung abgesagt; eine offizielle Begründung gab es nicht. So blieb dem Paar die Konfrontation mit einem Landsmann erspart, der zu den Hauptpersonen des Abends gehörte: mit Ex-Schachweltmeister und Anti-Putin-Aktivist Garry Kasparov. Während er bei einer Filmpremiere am Tag zuvor dem Kreml eine Verwicklung in den Mord an der Journalistin Anna Politkowskaja vorgeworfen hatte, mahnte er auf der Gala, die Erinnerung an die Ermordete wachzuhalten. Er rief dazu auf, sich jedes Jahr an Putins Geburtstag vor der Wohnung der Journalistin zu versammeln.

Was ihre Gäste angeht, bietet die Cinema-for-Peace-Gala also genug Gesprächsstoff. Auch eine andere Personalie führte zu Diskussionen. So saß Saif al-Islam al-Gaddafi im Saal, Sohn des libyschen Revolutionsführers. Die Unternehmerin Margarita Mathiopoulos hatte ihn als Ehrengast an ihren Tisch geladen. Die Vorstandsvorsitzende des Unternehmens Aspide betreut derzeit in Libyen ein Projekt im Bereich erneuerbare Energien. Sie habe Gaddafi eingeladen, weil er bei der Befreiung der bulgarischen Krankenschwestern mitgeholfen habe und sich auch für Menschenrechtspolitik einsetze, sagte Frau Mathiopoulos. Andere Gäste wussten, dass Gaddafi junior im Rahmen seines Besuches auch im Kanzleramt und im Auswärtigen Amt empfangen wurde.

Während der Chefankläger des Internationalen Gerichtshofs, Luis Moreno-Ocampo, sich schon mit kritischen Fragen gewappnet hatte, unter anderem zu Libyens Haltung zu Darfur, wussten andere Gäste zu berichten, dass der junge Gaddafi sich von George Clooney dort Projekte zeigen ließ, die er daraufhin mit Geld unterstützte. Wie auch immer: Schauspielerin Catherine Deneuve wollte dem jungen Gaddafi jedenfalls nicht die Hand reichen. Bis Redaktionsschluss hielt sie sich daran.

Bei aller ernsthafter Politik – es gab auch Grund zur Freude auf der Gala. So wurde Oscar-Preisträger Ben Kingsley mit dem „Cinema-for-Peace“-Ehrenpreis für sein Wirken in Filmen wie „Gandhi“ oder „Schindlers Liste“ ausgezeichnet. Der 64-jährige Oscar-Preisträger rief die Anwesenden auf, nie damit aufzuhören, Geschichten zu erzählen. Dies sei extrem „heilend“ und wichtig. Die 600 Gäste, darunter Oscar-Gewinnerin Hilary Swank, Bestseller-Autorin Waris Dirie, Musiker Bob Geldof, Ex-Minister Joschka Fischer, Sängerin Anna Netrebko, Airberlin-Chef Joachim Hunold und Boxer Vitali Klitschko, spendeten stehend Beifall.

Großen Applaus gab es auch, als der Oscar nominierte Animationsfilm „Persepolis“ als „wertvollster Film“ ausgezeichnet wurde und der Dokumentarfilm „Unsere Erde“ den neuen Preis in der Kategorie Umwelt- und Naturschutz erhielt. Letzterer ist mit 250 000 US-Dollar dotiert.

Viel Glanz also im Konzerthaus, das auch die passende Kulisse für den Auftritt im Blitzlichtgewitter bot. Den zelebrierten nicht nur die Schauspielerinnen Jasmin Tabatabai, Jenny Elvers-Elbertzhagen oder Heike Makatsch ausgiebig, sondern auch die Models Nadja Auermann und Franziska Knuppe. Ihre Kollegin Yvonne Hölzel wurde von Hermann Bühlbecker, Chef des Süßwarenkonzerns Lambertz, in einer ganz besonderen Robe übers Rot geschickt: Das Kleid war mit allerlei Naschwerk aus hauseigener Produktion besetzt – ein Outfit zum Anbeißen.

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