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Der iranische Regisseur Jafar Panahi , hier auf einem Foto 2010, sitzt im  Ewin-Gefängnis.

© dpa / Foto: dpa

Filmemacher im Teheraner Ewin-Gefängnis: Wie geht es Jafar Panahi und Mohammed Rasoulof?

Auch inhaftierte iranische Filmschaffende waren vom Brand im Ewin-Gefängnis betroffen. Regisseur Mani Haghighi wurde der Pass abgenommen, als er zum Filmfest London reisen wollte.

Im berühmt-berüchtigten Teheraner Ewin-Gefängnis, in dem es bei einem Brand am Samstagabend acht Tote und Dutzende Verletzte gab, sind neben jüngst verhafteten Protestler:innen und Menschenrechtsaktivist:innen seit Juli auch die Filmemacher Jafar Panahi und Mohammed Rasoulouf inhaftiert.

Internationalen Medien zufolge konnte Panahis Ehefrau Tahira Saeedi am Sonntag mit ihrem Mann telefonieren. Panahi habe bestätigt, dass auch er unter dem Einsatz von Tränengas gelitten habe, mit dem die Gefängnisinsassen zurückgedrängt wurden, als sie vor dem Feuer fliehen wollten.

Beide, so sagte Saeedi im Interview mit Radio Farda, dem iranischen Ableger von Radio Free Europe, seien den Umständen entsprechend aber wohlauf. Über den dritten, ebenfalls seit Juli inhaftierten Regisseur Mostafa Aleahmad äußerte sie sich den Angaben zufolge nicht.

Die westliche Aufmerksamkeit für die Proteste im Iran ist seltsam geteilt. Zum einen richtet sich der Blick auf die Frauen, die nach dem Tod von Mahsa Amini in Polizeigewahrsam zu Anführerinnen des Aufstands gegen Khameinis Regime geworden sind. Zahlreiche  Exil-Iraner:innen kritisieren eine mangelnde Unterstützung seitens der internationalen Staatengemeinschaft. Die Unruhen, die mutmaßlich bislang über 200 Todesopfer forderten, laut Amnesty International auch 23 Minderjährige, gehen jetzt in die fünfte Woche, die EU wollte an diesem Montag Sanktionen gegen einige Personen und Organisationen aus dem Iran verhängen.

Regisseurin Sally Potter, Jury-Präsidentin Julianne Moore und Festivalchef Alberto Barbera (v.r.) demonstrieren beim Filmfest Venedig für die inhaftierten Iraner.
Regisseurin Sally Potter, Jury-Präsidentin Julianne Moore und Festivalchef Alberto Barbera (v.r.) demonstrieren beim Filmfest Venedig für die inhaftierten Iraner.

© / Foto: AFP/TIZIANA FABI

Zum anderen ist da die Solidarität mit den Filmemachern – als einer der wenigen wies der exil-iranische Schriftsteller Navid Kermani auf die Gleichzeitigkeit der Repressalien hin. Die jetzigen Festnahmen der bereits 2010 zu Gefängnisstrafen verurteilten Regisseure Panahi und Rasolouf, die beide auf der Berlinale bereits Goldene Bären gewannen, stehen im Zusammenhang mit einem von gut 70 Filmschaffenden unterzeichneten Appell nach dem offenbar korruptionsbedingten Einsturz eines Hochhauses in Abadan mit mehr als 40 Toten. Nachdem Rasoulof und Aleahmad verhaftet wurden, wollte Panahi sich bei den Behörden nach dem Befinden seiner Kollegen erkundigen – und wurde dabei seinerseits hinter Gitter gebracht.

Auf den Filmfestspielen Venedig gewann Panahi im September mit seinem heimlich realisierten Spielfilm „No Bears“ den Spezialpreis der Jury. Auf dem Roten Teppich führte Jury-Präsidentin Julianne Moore einen Flashmob an, um die Aufmerksamkeit auf die weggesperrten Künstler zu lenken. Ähnliches geschah vergangene Woche beim Londoner Filmfest. Außerhalb der Filmwelt ist in diesen Tagen wenig die Rede von ihnen.

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Das Festival teilte außerdem mit, dass Mani Haghighi nicht aus Teheran anreisen konnte, um seinen jüngsten Film „Subtraction“ in London zu zeigen. Am Flughafen wurde sein Pass einbehalten, er wurde nach Hause geschickt. In einer Videobotschaft teilte der 53-Jährige dem British Film Institute mit, er habe vor einigen Wochen auf Instagram die iranischen Hijab-Gesetze kritisiert, ebenso die Niederschlagung der aktuellen Proteste.

Die Behörden würden wahrscheinlich denken, sie könnten ihn mit dieser Maßnahme zum Schweigen bringen. „Aber die bloße Tatsache, dass ich mit diesem Video nun zu Ihnen spreche, unterläuft ihren Plan.“  

Im September hatte Haghighi „Subtraction“ noch persönlich auf dem Festival im kanadischen Toronto vorstellen können. Haghigi war ebenfalls bereits mit mehreren Filme zur Berlinale eingeladen, grotesken Komödien wie „Men at Work“, „Modest Reception – Die Macht des Geldes“ oder zuletzt 2018 „Khook/Pig“ im Wettbewerb. Darin ging es um einen selbstmitleidigen Filmemacher im Iran, der sein Opfer-Dasein kultiviert. Dem Tagesspiegel sagte Haghighi damals, er habe nicht den Eindruck, die Lage im Iran bessere sich, wenn die Reformkräfte statt der religiösen Fundamentalisten das Sagen haben.

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