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Michelle Pfeiffer spielt Frances Price.

© Sony

Filmkomödie „French Exit“: Michelle Pfeiffer als Upper-Class-Witwe in Geldnot

Regisseur Azazel Jacobs schickt Michelle Pfeiffer in seiner Komödie „French Exit“ auf eine turbulente Paris-Reise.

Sowas passiert Frauen, die vom Geld ihres Mannes leben. Nach dem Tod ihres Partners ist Frances Price (Michelle Pfeiffer) – alterslose Upper-Class-Manhattan-Society-Dame, das Glas Champagner an der perfekt manikürten Hand festgewachsen, um die Schultern permanent ein Nerz oder ähnliches – machulle.

Das kleine Schwarze passt noch immer, doch das Vermögen ist futsch. „Können Sie sich nicht etwas leihen?“ fragt der Anwalt in Azazel Jacobs’ Dramödie „French Exit“, nachdem er ihr die schlechte Nachricht eröffnet hat. „Unmöglich“, entgegnet Frances.

Der Kater kommt mit auf die Reise

Eine Freundin bietet Frances und ihrem 32-jährigen Sohn Malcolm (Lucas Hedges) an, ihre leere Wohnung in Paris zu beziehen, um zumindest den Ort zu wechseln. Dem flügellahmen Malcolm passt das zwar nur bedingt, hat er sich doch seiner heimlichen Verlobten Susan (Imogen Poots) versprochen. Aber er ist es gewohnt, das zu tun, was seine exzentrische Mutter ihm vorschreiben.

Und so reisen Mutter und Sohn per Dampfer nach Paris. Im Gepäck haben sie den Kater Little Frank, der mehr ist, wie die Schiffswahrsagerin Madeleine (Danielle Macdonald) rasch feststellt: Es kann doch kein Zufall sein, dass Little Frank die gleichen Fernsehsendungen schaut wie Frances’ verstorbener Mann.

Als Little Frank später in Paris verschwindet, das dürftige Gesparte schnell dahinschmilzt und Frances das Restgeld sympathischen Clochards aufdrängt, stellt sich die Frage, wie lange das französische Dolce vita noch gutgeht.

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Regisseur Azazel Jacobs hat unverkennbar die Vorbilder Wes Anderson, Jean-Pierre Jeunet und Jim Jarmusch. Im retro-ästhetischen Dampfer-Interieur und nebligen Pariser Gassen hortet er skurrile Figuren wie die hellsichtige Madeleine, mit der Malcolm alsbald in der Koje landet, oder Frances’ und Malcolms neue Nachbarin Madame Reynard (Valerie Mahaffey), die beim Trinken beeindruckend mithalten kann.

Madame Reynard, in deren Wohnung sich die bunte Truppe immer wieder einfindet, rezitiert derweil Emily Dickinson. Und als ein eleganter Privatdetektiv die Bord-Spökenkiekerin aufspürt, von der sich Francis und Malcolm Informationen zum Verbleib des (reinkarnierten) Katers erhoffen, kommt problemlos eine Séance zustande, in der mithilfe einer Kerze ein paar klärende Gespräche mit Frances’ verstorbenem Mann geführt werden.

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Jacobs inszeniert solche unterhaltsame Details, allerdings wollen seine guten Ideen trotz Pfeiffers überzeugender Hingabe an ihre Rolle nie wirklich zu einer Geschichte zusammenwachsen. Die ausgestellte Absurdität der Situationen macht Empathie mit den Figuren kaum möglich, die skizzierten Konflikte – ungesunde Mutter-Sohn-Beziehung, Klassengegensätze, die Einsamkeit älterer Menschen, Eheprobleme – bleiben flach, die Dramaturgie hängt sich immer wieder schwerfällig auf.

Worin genau Jacobs’ Kerngeschichte besteht, schält sich nicht zwingend heraus. Dass zudem die Filmmusik von Nick deWitt aus einem aufdringlichen, stereotypen Score besteht, der mit Walzer und Klarinette ironiefrei all die Klischees bedient, die einem zum Thema Humor und Frankreich einfallen, macht die Soundebene ärgerlich.

[In den Kinos Delphi Lux, Filmtheater Friedrichshain, Passage, alle OmU]

Dabei hätte allein das Verhältnis zwischen Frances und Madame Reynard ein rührendes Motiv abgegeben. Als Reynard Frances und deren Sohn eine Partyeinladung schickt, erscheint Frances im schwarzen Kleid mit 20er-Jahre-Fransen, bereit für ein Fest der gehobenen Gesellschaft. Doch in der kleinen Wohnung sitzt nur die ältliche Reynard, und mixt mit zitternder Hand Martinis. „Ich bin einsam“, gibt sie zu, „und dachte wir könnten uns anfreunden.“

Später entdecken die Gäste zufällig, dass Reynard einen Dildo in ihrem Eisfach aufbewahrt. „Wieso sollte man so etwas kalt halten?“, wundert sich Frances. Aber das bleibt Reynards Geheimnis.

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