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FKA twigs in Washington, DC.

© Getty Images via AFP/ANNA MONEYMAKER

FKA Twigs will KI-Klon für die Promoarbeit: Gute Idee, schon jetzt klingen viele Stars wie Maschinen

Die britische Sängerin FKA Twigs hat angekündigt, bald per künstlicher Intelligenz mit Fans und Presse sprechen zu wollen. Ich würde ihren KI-Avatar gern ausprobieren, authentische Kommunikation gibt es ohnehin kaum mehr.

Nadine Lange
Eine Kolumne von Nadine Lange

Stand:

Das Erotikmodel Sika Moon hatte vor einigen Jahren einen Burnout. Sich ständig selbst zu fotografieren, die Bilder zu bearbeiten und hochzuladen sowie mit ihren zahlenden Fans zu chatten, war zu viel geworden für die junge Frau.

Als es ihr besser ging, startete sie ein Comeback – mithilfe eines KI-generierten Avatars. Funktioniert offenbar bestens, wie sie kürzlich im Interview mit der „taz“ erzählte.

Die Fans akzeptieren die künstlichen Kurven, schließlich geht es bei Online-Sexarbeit ohnehin um Fantasie und Projektion. Doch wie ist das bei einem Popstar? Würden die Fans einem Social-Media-Klon ihres Idols folgen?

Deepfake auf Koreanisch

Die britische Sängerin FKA Twigs wird das bald wissen, denn sie hat jüngst angekündigt, dass ihre Kommunikation mit Fans und Presse zukünftig eine KI übernehmen wird.

Seit einem Jahr trainiere sie eine Deepfake-Version ihrer selbst, die dann sogar auf Französisch, Koreanisch oder Japanisch für sie sprechen könne, erklärte die Sängerin beim Hearing vor einem Senatsausschuss in Washington D.C., bei dem sie sich gegen die missbräuchliche Verwendung von KI aussprach.

Heute Künstlerin zu sein, „bedeutet viel Pressearbeit, viel Promo, viele Einzeiler“, sagte die 36-Jährige und fügte an, dass sie diese Zeit künftig lieber für ihre Musik verwende.

Tatsächlich klingen viele Interviews – vor allem mit sehr bekannten Künstler*innen – schon jetzt, als hätten Maschinen sie gegeben. Dieselben drei bis vier Phrasen werden für jedes Medium wiederholt, wobei es mitunter ganz egal ist, was gefragt wurde.

Oder das Label engagiert gleich einen bezahlten Fragensteller, dessen „Interview“ dann allen Journalist*innen zur Verfügung gestellt wird.

Die Presse? Nur fürs Marketing wichtig

FKA Twigs’ Vorstoß ist die konsequente Fortsetzung solcher Praktiken, in denen die Presse sowieso nur noch als Marketinginstrument betrachtet wird. Interesse an einem wirklichen Gespräch mit einer gut informierten Person besteht hier a priori nicht.

Ich würde die Twigs-KI auf jeden Fall gern einmal interviewen wollen. Der Vorteil wäre auch, dass sie sicher druckreif spricht – und es keine Terminprobleme gibt. Die Chancen, dass sich auch die Fans auf einen Avatar einlassen, halte ich ebenfalls für groß.

Denn bereits jetzt werden die Social-Media-Inhalte von Popstars größtenteils von einem Team betreut. Niemand hält Instagram und Co. für privat-authentische Kanäle.

Außer vielleicht bei Kanye West, aber das ist wieder eine andere Geschichte.

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