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Sieh an. Auch Camille Cottin (l.) und Vanessa Paradis spielen Schwestern.

© Alamode

Französische Komödie „Das Familienfoto“: Wohin mit Oma?

Ringen um Gemeinsamkeit: Drei sympathisch verkorkste Geschwister werden in „Das Familienfoto“ von ihrer Kindheit eingeholt.

Drei sympathisch verkorkste Geschwister plus-minus vierzig werden in der französischen Komödie „Das Familienfoto“ von ihrer Kindheit eingeholt. Eigentlich geht es um ein Foto, auf dem Gabrielle, Elsa und ihr jüngerer Bruder Mao vor dem Haus der Großeltern posieren. Die Sommerferien an diesem magischen Ort sind die schönste gemeinsame Erinnerung: Nur dort konnten sie wirklich zusammen sein.

Die Generationenerfahrung der Post-68er ist Dreh- und Angelpunkt des unterhaltsamen, mit melancholischen Untertönen spielenden Films von Cécilia Rouaud. Wie in den 1970er Jahren bei Scheidungen üblich, wurden die Kinder getrennt, die Mutter verschwand aus dem Leben von Elsa und Gabrielle, nur um ihre Rolle in der Gegenwart umso neugieriger und manipulativer zu behaupten. Nicht sie, eine haltlos neugierige und manipulative Psychotherapeutin, war das emotionale Zentrum der drei, auch nicht der Vater, der ewig in Geschäften und Frauengeschichten unterwegs war, sondern die Großmutter Mamie.

Man kennt die Rituale treffsicherer Nörgelei, wenn der Vater mit seiner neuen, jungen, schwangeren Partnerin auf die Mutter trifft. Beim Begräbnis des Großvaters wird der in Hassliebe vereinten Familie jedoch bewusst, dass es an der Zeit ist, sich trotz eigener Pariser Großstadtneurosen um die Großmutter zu kümmern. Auch St. Julien, der Ort ihrer Kindheit, kommt wieder ins Spiel; die vergessliche alte Dame will dorthin, um zu sterben. Aber zunächst gilt es, den Alltag zu organisieren: Wie kann ihr die zerstrittene Familie helfen?

Ein erstaunlich komplexes Stück

Gabrielle (Vanessa Paradis) verdient ihr Geld am Seine-Ufer, wo sie zum Entzücken asiatischer Touristinnen als goldgefärbte lebende Statue posiert. Elsa (Camille Cottin), der „Drache“, bringt als Sozialarbeiterin Vorstadtjugendlichen Manieren bei und kompensiert den Kummer um ihre eigene Kinderlosigkeit mit besonders heftigem Engagement für die Oma. Mao (Pierre Deladonchamps) kennt als Single nur seine Obsession, neue Videospiele zu entwickeln. Allein die Idee, die Großmutter reihum bei sich aufzunehmen, sorgt für Turbulenzen. Aber auch für von Pannen und Missverständnissen durchsetzte Versuche zu einem neuen Miteinander.

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Gabrielles Leben als Alleinerziehende dreht sich wiederum nur um ihren halbwüchsigen Sohn Solal, dem Mamas Straßenkunst und noch mehr ihre Fürsorglichkeit auf die Nerven gehen. Er konfrontiert sie mit dem Wunsch, zum Vater zu ziehen, und das, obwohl sie einen anderen Job annimmt und der Versuchung einer neuen Beziehung widersteht. Elsa dagegen riskiert mit dem Einsatz für die Oma ihre Ehe. Mao erzählt die Geschichte seiner dysfunktionalen, aber um Gemeinsamkeit ringenden Familie seiner stoischen Therapeutin, tänzelt aber immer wieder an U-Bahn-Kanten oder dem Seine-Ufer, um der Leere ein Ende zu bereiten. Im Mainstream-Genre der versöhnlichen Generationenkomödien ist Cécilia Rouaud mit ihrem zweiten Spielfilm „Das Familienfoto“ ein erstaunlich komplexes Stück gelungen.

In 9 Berliner Kinos. OmU: Cinema Paris, HackescheHöfe, Kino i. d. Kulturbrauerei

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