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Eins plus eins ist viele. Die 2018 geschaffene Porträtcollage „Warhol x Kahlo“ des Münchner Künstlers Milen Till wird von der Berliner Galerie The Curve angeboten.

© The Curve

Gallery Weekend: Blumen und andere Emojis

Papierkunst ist oft Einstiegsdroge für Käufer und Sammler: Die Papier Positions widmet sich während des Gallery Weekends ausschließlich dieser Form.

Hier dreht sich alles ums Papier – und doch geht es um mehr. Auf der Berliner Kunstmesse Paper Positions, die zum dritten Mal während des Gallery Weekends stattfindet, ist zu sehen, was Künstler so alles mit Papier anstellen. Es wird bemalt, bedruckt, zerknüllt, gerissen, tritt als flaches Blatt, Relief oder Objekt an der Wand in Erscheinung. 48 Galerien aus elf Ländern sind versammelt, sie präsentieren 131 Künstler mit Zeichnungen, Collagen, Malerei, Objekten, Fotografien, Künstlerbüchern und Autografen. Das alles lässt sich in der lichten Halle der Telekom-Hauptstadtrepäsentanz in der Französischen Straße entdecken.

Mit der Messe hatten die beiden Direktoren, Kristian Jarmuschek und Heinrich Carstens, offenbar den richtigen Riecher. Nicht nur in Berlin ist sie beliebt, sondern inzwischen auch in München und Basel. „Schon die erste Paper-Positions-Ausstellung 2016 im Bikini Berlin war ein großer Erfolg. Fünf Minuten nach Eröffnung war die Location gefüllt“, erinnert sich Jarmuschek. „Das Medium interessiert alle, es gibt keine Schwellenangst, man kommt dem Künstler nahe wie nirgends sonst, weil man seine Gedanken förmlich sehen kann, unmittelbar auf dem Papier.“

Preise zwischen 800 und 180 000 Euro

Nicht selten verleitet es zum erstmaligen Kunstkauf. „Papier ist die Einstiegsdroge in den Kunstmarkt“, weiß Carstens. „Egal, ob man jetzt einen sehr jungen oder einen global agierenden Sammler fragt: Die erste Arbeit, die sie gekauft haben, war meistens eine Papierarbeit.“ Kristian Jarmuschek ergänzt: „Oft wird gemunkelt, in Berlin gäbe es keine Sammler. Stimmt nicht. Man muss sie nur mit dem richtigen Angebot locken.“ Das Spektrum ist groß, wie immer reicht es von etablierten Künstlern bis zu Newcomern. Jarmuschek nennt die junge Malerin Hell Gette bei Golestani, die Emojis in ihre Kunst einarbeitet, „die finden gerade viele toll“. Milen Till zeigt ihre Porträtcollagen bei der Galerie The Curve, auch Klassiker sind dabei, etwa Max Beckmann, Ernst Ludwig Kirchner und Ernst Wilhelm Nay bei Hagemeier aus München, Georg Karl Pfahler bei Uekermann oder Joseph Beuys bei Holthoff-Mokross aus Hamburg.

Die Preise liegen zwischen 800 und 180 000 Euro. Das teuerste Werk ist vermutlich ein Blumenaquarell von Emil Nolde für 185 000 Euro bei Hagemeier. Martin Streit stellt seine malerisch anmutenden Figurenbilder mit einer digital aufgerüsteten Camera Obscura her (Galerie Ulf Larsson), aufwendig sind auch die surrealen Collagen ohne Klebstoff von Francesca Belgiojoso (Luisa Catucci Gallery, Preise zwischen 680 und 1800 Euro).

Erstmals wird der Paper Positions Award vergeben

Aus der Zusammenarbeit des Fotografen Roger Ballen und des Zeichners Hans Lemmen sind eigenwillige hybride Bildwelten in Schwarz-Weiß entstanden, zu bewundern bei Artco. In der Galerie Maus Contemporary aus den USA finden sich mit Mafalda Figueiredo und Felix Becker zwei sehr unterschiedlich arbeitende junge, aufstrebende Künstler. Bei Fuchs aus Stuttgart wartet ein tapsiger Aquarellpelikan von Rainer Fetting (10 800 Euro) auf einen Liebhaber, bei Nanna Preußners eines der feinen Reißobjekte von Angela Glajcar (10 600 Euro). Heike Strelow präsentiert den Venezolaner Starsky Brines mit seiner lebendigen Malerei auf Papier (um 2000 Euro).

Von Katrin Bremermann, Jahrgang 1965, finden sich schöne, abstrakte Arbeiten bei Martin Mertens, Majla Zeneli ist mit kleinformatigen Mezzotinto-Drucken dabei (Jarmuschek+Partner). Kunkel Fine Art aus München hat wieder einige Blätter der Berliner Künstlerin Dodo aus den zwanziger Jahren im Angebot, die sich schon im letzten Jahr gut verkauften (Preise um 60 000 Euro).

Neu ist der erstmals vergebene Paper Positions Award. Die Auszeichnung geht an Hell Gette – die aus Kasachstan stammende Künstlerin wuchs in München auf. Und im Atrium präsentieren sich junge Berliner Modelabels. „Zwischen Kunst und Mode gibt es eine enge Verbindung. Viele Künstler interessieren sich für Mode, viele Modeleute kaufen Kunst“, sagen die Kuratoren. 16 junge Berliner Designer haben sie eingeladen, ihre Arbeiten während der Messe in Pop-up-Stores zu präsentieren.

Paper Positions, Deutsche Telekom Hauptstadtrepräsentanz, Französische Str. 33 a–c. An diesem Samstag 13–20 Uhr, Sonntag 11–18 Uhr.

Angela Hohmann

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