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CITY Lights: Geist und Geister

Filmfestivals wie One World Berlin oder auch die Berliner Globale zeigen es: Politisches Engagement und Filmkunst vertragen sich nicht immer. Auch der Deutsche Menschenrechts-Filmpreis, seit 1998 in fünf Kategorien verliehen, operiert an jener heiklen Grenze, wo manches eher beim gut Gemeinten bleibt.

Filmfestivals wie One World Berlin oder auch die Berliner Globale zeigen es: Politisches Engagement und Filmkunst vertragen sich nicht immer. Auch der Deutsche Menschenrechts-Filmpreis, seit 1998 in fünf Kategorien verliehen, operiert an jener heiklen Grenze, wo manches eher beim gut Gemeinten bleibt. Dass es auch anders geht, beweist Heidi Specognas halbstündige Doku Esther und die Geister, zu sehen mit den vier anderen Preisträgerfilmen am Dienstagabend bei freiem Eintritt im Haus der Kulturen der Welt: Das eindringliche Porträt zweier Mädchen in einem zentralafrikanischen Grenzort, die nach der Vergewaltigung durch Söldner sozial isoliert für eine lebenswerte Zukunft kämpfen, bleibt lange im Gedächtnis.

Die anderen prämierten Filme behandeln den Bürgerkrieg in Syrien und die Flüchtlingspolitik der Festung Europa ebenso wie den privaten Anteil an globalen Ausbeutungsstrategien: Die Jurys setzen auf einen Menschenrechtsbegriff, der auch kritisch ins eigene nett eingerichtete Leben schaut. Die Aufgabe allerdings, aus den fünf Filmen mit einer Gesamtspielzeit von nur 97 Minuten die angekündigte Lange Nacht des Menschenrechts-Films zu bauen, erscheint herkulisch. Doch die Redekunst des Moderators Knut Elstermann dürfte auch diese Herausforderung meistern.

Manchmal scheint ein Film in ungewohntem Kontext wie neu: So erging es der Stadterleuchterin, als sie zunächst Kuhle Wampe, ein filmhistorisches Monument aus der Weimarer Zeit, und dann ein Frühwerk von Lothar Lambert sichtete: Ein Schuss Sehnsucht – Sein Kampf von 1973 ist ab Montag (an diesem Tag in Anwesenheit des Regisseurs) in Jan Gympels verdienstvoller Begleitreihe zum entstehenden Berlin-Film-Katalog in der Brotfabrik zu sehen. Für Lambert ungewöhnlich, führt die Handlung mitten ins Milieu Berliner Linksradikaler, denen sich ein von der autoritären Mutter und engen Büro-Verhältnissen gequälter junger Angestellter anschließt. Für 8000 DM im Drehverhältnis 1:1 gedreht, ist der Film technisch so prekär, wie er atmosphärisch überwältigt. In Details der anti-naturalistischen Inszenierung ähnelt er verblüffend „Kuhle Wampe“, nicht nur, weil auch bei den Jungpolitisierten der 70er alle berlinern und niemand schwäbelt. Anlass der Vorführung des Kollektiv-Werks von Brecht/Dudow/Eisler/Ottwalt im Moviemento am Dienstag sind „150 Jahre Arbeiterbewegung“. Und eine Diskussion gibt es auch.

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