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Kultur: "Geld ist ein Kurzzeit-Problem"

Glenn D. Lowry, geboren 1954 in New York, ist seit 1995 Direktor des Museum of Modern Art.

Glenn D. Lowry, geboren 1954 in New York, ist seit 1995 Direktor des Museum of Modern Art. In seine Amtszeit fallen die Planungen für den Ausbau des MoMA sowie für die Eröffnung eines Studienzentrums in New Yorker Stadtteil Queens. Zu seinen erfolgreichsten Ausstellungen im MoMA zählen "Andreas Gursky" (2001), "Jackson Pollock" (1998/99) und "Pierre Bonnard" (1998). Lowry studierte Kunstgeschichte in Williamstown und Harvard und war zunächst Kurator für Islamische Kunst am Fogg Art Museum der Harvard-Universität, dann Kurator für Orientalische Kunst in Providence. Von 1990 bis 1995 leitete er die Kunstgalerie von Ontario/Kanada.

Im internationalen Museumsgeschäft ist es Trend, weltweit Filialen zu errichten. Das "Centre Pompidou" denkt über eine Niederlassung in Berlin nach. Auch das Museum of Modern Art arbeitet mit dem New Yorker Zentrum für Gegenwartskunst P.S.1 und den Berliner Kunst-Werken zusammen. Sind weitere Dependancen geplant?

Mitte der 90er Jahre stand fest: Wir mussten uns mit einer Institution verbünden, die sich ausschließlich der zeitgenössischen Kunst widmet. Deshalb haben wir Ende 1999 mit dem P.S.1 fusioniert. So etwas hatte das Museum of Modern Art vorher nie getan. Die Zusammenarbeit mit den Kunst-Werken hat sich durch das P.S.1 ergeben.

Ist das MoMA nicht aus eigener Kraft im Stande, sich um Gegenwartskunst zu kümmern? Oder ist es für kleinere Institutionen einfacher, Kontakt zur Kunstszene zu halten?

Absolut. Wir wissen, dass zeitgenössische Kunst essenziell für unsere Zukunft ist, aber wir wissen auch, dass wir eine große Institution geworden sind und uns nicht mit der Schnelligkeit von Instituten wie dem P.S.1 und den Kunstwerken bewegen können. Andererseits brauchte das P.S.1 einen starken Partner. Deshalb ist die Zusammenarbeit für beide eine perfekte Ehe.

Mit dem neuen Gebäude in Queens ziehen Sie ganz in die Nähe des P.S.1. Ein Schritt in Richtung Gegenwart, weg aus dem etablierten Manhattan?

Als wir uns entschieden, das "MoMA QNS" zu bauen, taten wir dies hauptsächlich, um ein Forschungszentrum zu etablieren. Wir waren uns aber bewusst, dass das neue Haus uns auch die Möglichkeit gibt, ein zeitgenössisches Ausstellungsprogramm zu verwirklichen. Wir haben so viele Kunstwerke, die wir zeigen wollen, dass wir dies unmöglich an nur einem Ort tun können.

Wenn von Dependancen die Rede ist, denkt man zuerst an das international ausgerichtete Guggenheim. Konkurrieren Sie mit dem Guggenheim um den Status des "internationalsten" Museums für moderne Kunst?

In New York herrscht ein enormer Wettbewerb um Öffentlichkeit, Geld, Anerkennung und Unterstützung. Ich denke, das Guggenheim hat sich inzwischen eher zu einem Kulturzentrum entwickelt als zu einem Museum - und das ist sicherlich kein Gebiet, auf dem wir konkurrieren. Mein Ziel ist es, das beste Programm der Welt in New York zu präsentieren. Durch unsere Beziehungen zu Kollegen in anderen Museen können wir an gemeinsamen Projekten arbeiten. Wir pflegen sehr enge Arbeitsbeziehungen mit der Londoner Tate Gallery, dem Pariser Centre Pompidou oder der Nationalgalerie in Berlin. Das ist eine ganz andere Strategie.

Planen Sie, Ihre Sammlungen stärker reisen zu lassen, als es in der Vergangenheit der Fall war? Auch hier setzt das Guggenheim ja ganz neue Maßstäbe.

Wir haben unsere Sammlungen immer um die Welt geschickt, seit wir 1939 unser erstes Gebäude eröffnet haben. Aber statt einfach vorgefertigte Projekte loszuschicken, entwickeln wir Ausstellungen in Zusammenarbeit mit unseren Partnern. Wir werden zum Beispiel 2004 Meisterwerke aus unserer Sammlung in der Neuen Nationalgalerie in Berlin zeigen, weil sie in New York wegen des Umbaus in der Zeit nicht präsentiert werden können.

Die Nationalgalerie als eine Art "Schwester" des MoMA in Berlin?

Das gehört zu einem der Themen, über die wir in den nächsten Wochen und Monaten sprechen werden. Ich halte die Nationalgalerie für eines der großen Zentren für moderne Kunst in der Welt. Die Ausstellung über Ernst Ludwig Kirchner und den Potsdamer Platz war brillant, die würde ich gern nach New York bringen. Aber ich bin mehr daran interessiert, anderen Institutionen in der ganzen Welt beim Entwickeln eigener Programme zu helfen - um dann mit ihnen als Kollegen arbeiten zu können.

Werden Sie sich aus Queens wieder zurückziehen, sobald das Hauptgebäude in Manhattan fertig gestellt ist?

Nein, MoMA QNS ist als Forschungs- und Studienzentrum entworfen. Wir benutzen es nur zeitweilig auch als Basis für Ausstellungen, während wir das Haupthaus umbauen. Sobald wir das neue Museum eröffnet haben, werden wir den Ausstellungsraum wahrscheinlich zu einem Lagerplatz umbauen. Es wird dort dann keine Ausstellung im klassischen Sinne geben, aber anstatt unsere Skulpturen wegzuschließen, wollen wir Besuchern an zwei oder drei Tagen in der Woche die Möglichkeit geben, Werke von David Smith, Richard Serra, Matisse oder Rodin im Lager zu besichtigen.

Für solche Projekte braucht man Geld. Daran - Sie werden es wissen - fehlt es in Berlin.

Geld ist generell ein Kurzzeit-Problem. Vielleicht gibt es heute kein Geld, aber das bedeutet nicht, dass auch morgen keines vorhanden ist. Wir haben ein enormes Vertrauen in das Geschehen in Berlin und Deutschland. Zweifelsohne findet gerade ein komplizierter Übergang statt. Aber ich denke, es gibt viele Menschen hier, die möchten, dass die Nationalgalerie oder andere Institutionen so ausgestattet sind, dass sie Projekte mit Kollegen aus der ganzen Welt machen können. Dafür wird Geld vorhanden sein.

Haben Sie als erfahrener "Fundraiser" vielleicht einen Rat, wie ein Museum an Geld kommen kann?

Es gibt da kein Geheimnis. Wir überleben durch eine sehr enge Beziehung zu unseren Unterstützern, die wir seit 1929 allmählich aufgebaut haben. Wir haben 40 000 Mitglieder, die dem Museum innig verbunden sind, und weitere 200 internationale Mitglieder, die emotional, psychologisch, programmatisch und finanziell in unsere Zunkunft investiert haben. Wir sind eine private Institution und bekommen keine staatlichen Gelder. Deshalb müssen wir Überzeugungsarbeit leisten und den Leuten sagen: Dieses Programm ist so entscheidend für unser und euer Leben, dass wir einen Weg finden müssen, um es zu ermöglichen. - Bis jetzt hat das auch immer geklappt.

Wie schwierig ist die Kapitalbeschaffung durch den 11. September geworden?

Wir haben sogar mehr Geld zusammen, als unser Finanzplan bislang vorgesehen hatte, und die Renovierungsarbeiten laufen genau nach Plan. Zwischen dem 12. September und 31. Dezember haben wir 31 Millionen Dollar in der "Capital-Campaign" für den Umbau gesammelt, so dass wir heute bei insgesamt 520 Millionen Dollar stehen - das übertrifft bei weitem, was wir uns erhofft hatten. Die Leute hatten wohl das Gefühl, dem Trauma vom 11. 9. und auch der Konjunktur trotzen zu müssen.

Im internationalen Museumsgeschäft ist es Tre

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