zum Hauptinhalt
Sprang für Zubin Mehta ein. Die australische Dirigentin Simone Young.

© dpa/C. Charisius

Mozart-Abend an der Berliner Staatsoper: Gut ist der Mensch

Simone Young dirigiert an der Staatsoper Mozarts unvollendete c-Moll-Messe.

Die Bitte um Frieden fehlt in der Messe c-Moll KV 427, denn Mozart hat kein „Agnus Dei“ mehr komponiert. Um 1783, nach der Hochzeit mit Konstanze und dem Tod des erst zwei Monate alten Sohnes Raimund Leopold, blieb das Werk unvollendet.

Dafür enthält das „In Terra Pax“ inmitten des jubelnden „Gloria“ ganz besonderes Gewicht: mit schwer lastenden, chromatisch abschreitenden Harmonien formuliert Mozart seine Skepsis gegenüber den hominibus bonae voluntatis, den „Menschen guten Willens“.

Zubin Mehta fiel kurzfristig aus

Simone Young, kurzfristig für Zubin Mehta eingesprungen, formt das mit dem bestens instruierten Staatsopernchor Unter den Linden zu beklemmender Intensität aus.

Überhaupt betont die opernerfahrene Dirigentin das dramatische, emotional packende Element dieser Liturgie, deren spiritueller, in der wattigen Akustik des Paulus-Saales ohnehin nicht allzu verständlicher Text hier allgemeine Bedeutung erhält.

Die wie Peitschenschläge dreinfahrenden Punktierungen des „Qui tollis peccata Mundi“, die kompakten Harmonien der Danksagung „Gratias agimus tibi“, die verzweifelt auffahrenden Koloraturen des „Benedictus“ sind überwältigend. Und wenn sich mit „Cum sancto Spiritu" ein Thema zur mächtigen Fuge aus großartigen Chorbässen heraus auftürmt, dann entsteht ein Gefühl unüberwindbarer, menschenverbindender Kraft.

[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Darüber hinaus ist Youngs hochpräzise, aus schwingenden Rhythmen sprechende Darbietung auch einfach ein Sängerfest: Federleicht intoniert Miah Persson das berühmte, in den Koloraturen wie Täubchen gurrende „Laudamus te“.

Die Staatskapelle spielt wunderbar auf

Sehr reizvoll kommentiert dies die Oboe der wunderbar transparent aufspielenden Staatskapelle. Ein Liebesgesang ist auch die Sopranarie „Et incarnatus est“, keine den Kreuzestod vorwegnehmende Innenschau, sondern ein Wiegenlied für das Jesuskind, liebevoll gesungen von Siobhan Stagg.

Wenn sich die beiden Sopranistinnen in Lobpreisungen des barmherzigen Gottes vereinen, denen Mozart überraschend spannungsreiche Töne eingeschrieben hat, steigern sie sich gegenseitig an klangschöner Ausdruckskraft. Tenor Peter Sonn und Bass David Oštrek – gegenüber den Frauenstimmen in diesem Werk ein wenig stiefmütterlich bedacht – machen ebenfalls beste Figur in diesem wohlabgestimmten Solistenquartett. Allen so einmütig zusammenwirkenden Beteiligten gilt enthusiastischer Beifall, wenn auch die Masken immer noch die Bravorufe dämpfen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false