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Halbjahresbilanz der deutschen Filmbranche: Deutliche Umsatzeinbußen, aber kein Kinosterben
Die Filmförderanstalt legt Zahlen für die ersten sechs Monate 2024 vor: 7,3 Prozent weniger verkaufte Tickets, auch der deutsche Marktanteil ist mau. Umso wichtiger ist die geplante Filmförderreform.
Stand:
Knapp 42 Millionen Tickets wurden in den deutschen Kinos im ersten Halbjahr 2024 verkauft, 7,3 Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2023. Beim Umsatz – 403,5 Millionen Euro – ist die Differenz mit 11,3 Prozent Minus noch größer. Der Grund: Es starteten weniger überlange und 3-D-Filme mit höheren Ticketpreisen.
Die Filmförderanstalt (FFA), die die Zahlen jetzt veröffentlichte, versucht dennoch eine positive Deutung. Während der Hollywoodstreiks von Mai bis November 2023 lag die Produktion besucherstarker Blockbuster auf Eis, was ausgedünnte Filmstartlisten zur Folge hatte. Mit weniger als zehn Prozent sei der erwartbare Rückgang „moderat“ ausgefallen, so FFA-Vorstand Peter Dinges. 2023 hatten die „Avatar“-, „Super Mario Bros“- und „Barbenheimer“-Filme für hohen Publikumszuspruch gesorgt.
Die eigentliche Vergleichsgröße ist natürlich die Bilanz 2019, der letzte Jahrgang vor der Pandemie mit den Lockdowns, in denen der Boom der Streamingdienste zusätzlich Aufwind bekam. Damals belief sich die Gesamtjahresbilanz bei den Ticketverkäufen auf 120 Millionen, beim Umsatz auf mehr als eine Milliarde Euro. Das dürfte kaum noch zu erreichen sein. Auch wenn das zweite Halbjahr 2024, wie Dinges anmerkt, „sehr vielversprechend begonnen“ hat, mit „Deadpool & Wolverine“ oder dem im Juni angelaufenen „Alles steht Kopf 2“.
Zwei deutsche Filme unter den Top Ten
Angesichts des wohl dauerhaften Rückgangs der Kinobesucherzahlen ist es umso wichtiger, dass die zunächst ungute Konkurrenz zwischen Streamern und Kinos endgültig in eine (v)erträgliche Koexistenz überführt wird. Die mittlerweile auf vier Monate verkürzte Sperrfrist, innerhalb derer staatlich subventionierte Produktionen den Filmtheatern vorbehalten bleiben, bevor sie von Streamern und Sendern oder auf DVD ausgewertet werden dürfen, ist auch im Entwurf des neuen Filmförderungsgesetzes vorgesehen. Das trifft auch auf internationale Titel zu, sofern sie Verleihförderung in Anspruch nehmen.
Die FFA merkt optimistisch an, dass zu den vom „Dune“-Sequel angeführten Top-Ten-Filmen des ersten Halbjahrs immerhin zwei deutsche Titel gehören, „Chantal im Märchenland“ (2,7 Millionen Tickets) und „Eine Million Minuten“ (1,1 Millionen). Auch verweist die Förderanstalt auf die zunehmende Diversität der Produktionen, gerade auch der einheimischen Filme.
Was nichts daran ändert, dass sich der deutsche Marktanteil im Sinkflug befindet. 2023 betrug er 24,3 Prozent (1,2 Prozent mehr als 2019), dieses Jahr sind es bisher 19 Prozent. Auch ein Grund, warum die Branche erhebliche Hoffnungen auf die von Kulturstaatsministerin Claudia Roth angestrebte große Reform der Filmförderung setzt. Das Novellierungsvorhaben muss aber noch etliche parlamentarische Hürden nehmen, damit es Anfang 2025 in Kraft treten kann.
Die gute Nachricht: Von einem drastischen Kinosterben kann trotz schwieriger Bilanz nicht die Rede sein. Deutschlandweit laufen Filme auf 4900 Leinwänden, eine nur geringfügig verringerte Summe. Die Anzahl der Kinos ist mit 1752 sogar leicht gestiegen. Das Kino als „niederschwelliges Kulturangebot“ mit Durchschnitts-Eintritten von unter zehn Euro werde nach wie vor sehr gerne angenommen, so die FFA.
Der Branchen-Newsletter „Spot“ hat sich die Zahlen im Detail angeschaut. Mit dem erstaunlichen Ergebnis, dass es vor allem den kleinen Kinos nicht schlecht geht. Bei den Ein-Saal-Kinos stieg der Umsatz sogar um zehn Prozent.
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