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Er konnte einfach alles: Frank Sinatra.

© IMAGO/Everett Collection

Hätten Sie’s gewusst?: Frank Sinatra war auch Dirigent

Er gilt als größter Crooner aller Zeiten. Doch Frank Sinatra tauschte das Mikrofon auch mal gegen den Taktstock. Mozart-Partituren lagen dann allerdings nicht auf dem Notenpult.

Eine Kolumne von Frederik Hanssen

Stand:

Neulich musste ich mal wieder an die Sonntagsfrühstücke bei meinem Grundschulfreund Enno denken. Am Wochenende durfte ich oft bei ihm übernachten, am nächsten Morgen lief bei seinen Eltern dann immer „Melodie & Rhythmus“ im Radio, eine Sendung, in der sinfonische Unterhaltungsmusik gespielt wurde.

Damals hatten viele Rundfunkstationen noch eigene Tanzorchester, die Stücke trugen exotische Titel wie „Mondnacht am Manzanares“, und fast immer dirigierte Werner Eisbrenner. Der Mann, der die Erinnerung an meine Besuche bei Enno auslöste, war Frank Sinatra. Denn auch er hat zwei Alben mit dieser ganz und gar in Vergessenheit geratenen Art von opulenter Orchestermusik eingespielt. Als Dirigent – obwohl er gar keine Noten lesen konnte.

Ein Tausendsassa

Doch dieser Künstler war nun einmal genialisch musikalisch – und darum eben auch geschickt mit dem Taktstock. Auf dem Cover von „Frank Sinatra Conducts The Music Of Alec Wilder“ ist er als Maestro in Aktion zu sehen. Seine Körperhaltung sieht definitiv nicht nach einer Pose für die Kamera aus, sondern absolut authentisch.

Die Platte erschien 1946, noch bevor Sinatra sein erstes Studioalbum als Sänger herausbrachte. Es war ein Freundschaftsdienst für einen guten Kumpel. Wilder war hörbar ehrgeizig, seine Stücke tragen ganz klassische Titel wie „Arie für Oboe“ oder „Thema mit Variationen“, sind aber leider nur mäßig inspiriert.

Akustisch viel aufregender ist das Konzeptalbum mit den „Tone Poems Of Colour“ von 1956, für das acht Hollywood-Komponisten zwölf verschiedene Farben vertont haben, darunter André Previn, Nelson Riddle und Gordon Jenkins. So experimentell die Idee anmutet, so vertraut klingen allerdings die einzelnen Nummern. Nämlich nach den Soundtracks der Fifties: akustisches Cinemascope, gerne pathetisch und schwelgerisch, aber im Anspruch trotzdem modern, also harmonisch herb abgeschmeckt, mit opaken Bläsern und platinblonden Violinen.

Fünf weitere Alben nennen den größten Crooner aller Zeiten als Dirigenten, dann allerdings in begleitender Funktion für andere Künstler, zum Beispiel 1957 für Peggy Lees „The Man I Love“. Frank Sinatra, der Tausendsassa. He did it his way.

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