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ARCHIV - 05.12.2020, Berlin: Sängerin Helene Fischer singt bei der TV-Spendengala „Ein Herz für Kinder“. (zu dpa „Deutschpop-Star Helene Fischer startet geheimnisvollen Countdown“) Foto: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk ++

© dpa/Britta Pedersen

Helene-Fischer-Festspiele in Berlin: Morgen geht es schon weiter

Deutschlands oberste Popkünstlerin ist zusammen mit dem Circque du Soleil auf „Rausch“-Tour, und bei fünf Auftritten pro Stadt verliert sie schon auch mal ihr Zeit- und Raumgefühl.

Ein Kommentar von Gerrit Bartels

Vor ein paar Tagen in Oberhausen, beim ersten ihrer fünf Konzerte dort, reagierte Helene Fischer auf einen Fan, der während des Konzerts auf einem großen Pappschild mitteilte, er sei extra aus Wien gekommen. „Mensch, wir kommen auch nach Wien“, soll Fischer ihn von der Bühne aus angesprochen und dann gefragt haben: „Warum fährst du bis nach Düsseldorf?“

So ganz falsch lag sie nicht, so weit sind beide Städte nicht voneinander entfernt, auch Dortmund liegt in der Nähe, da war Fischer vor Oberhausen. Nur stand und steht Düsseldorf nicht auf dem Programmplan von Fischers „Rausch“-Tour, wie immer man das in Düsseldorf nun findet.

Dass Deutschlands allseits beliebte Popnationalkünstlerin auf ihrer bis zum Oktober dauernden Tour schon einmal durcheinander kommt, ist nachvollziehbar: In jeder Stadt, in der sie auftritt, spielt sie fünf Shows, das war in Hamburg so, in Leipzig, in Dortmund, in Bremen und in Stuttgart, und nach Oberhausen ist nun endlich, endlich Berlin bis kommenden Sonntag an der Reihe, ziel- und stilsicher kurz nach dem Karneval der Kulturen.

Tatsächlich hat Fischers Show karnevaleske Momente. Wie 2017 ist sie mit dem kanadischen Circque du Soleil unterwegs. Einfach nur die eigenen Hits mit einer Tanzgruppe vorzustellen, ist schon längere Zeit nicht mehr Fischers Intention. Ohne Artistik, Theater, Herzbeben und anderes Überwältigungstralala geht es nicht mehr – so ganz scheint Fischer sich selbst und ihrer universell-eklektischen Pop- und Dancekunst nicht zu vertrauen. Mehr Feiern, mehr Freude, mehr Fischer, um es mit dem Discounter Lidl zu sagen (dessen Werbespot mit ihr gar nicht so schlecht ist).

Nach Corona- und Babypause ist die „Rausch“-Tour gewissermaßen das Comeback von Fischer, und die meisten Shows in den Zehntausenderhallen sind ausverkauft. Die Devise hat Fischer mit ihrem „Rausch“-Lied „Jetzt oder nie“ vorgegeben: „Jetzt oder nie/Morgen kann alles vorbei sein/Jetzt oder nie/ Das hier wird unsere Zeit sein, oh“. Den Moment pflücken und genießen, darum geht es, wogegen erstmal nichts spricht. Nur wenn Helene Fischer sagen sollte, dass sie Berlin besonders liebe, das Publikum hier besonders großartig finde, ist Vorsicht angebracht. Sie könnte auch Oberhausen oder Dortmund meinen.

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