zum Hauptinhalt
Hila Fahima wurde 1987 in Israel geboren.

© Manfred Baumann

Die Sopranistin Hila Fahima: Herzen, auf kleiner Flamme geröstet

Verführung durch Belcanto: Auf ihrem Debütalbum singt die israelische Koloratursopranistin Hila Fahima Arien von Donizetti und Verdi

Ihr erstes Engagement hatte Hila Fahima an der Deutschen Oper Berlin, direkt im Anschluss an ihr Studium in Jerusalem. „Das war ein sehr großer Schritt für eine gerade 22-Jährige aus einer kleinen Stadt im Norden Israels“, erzählt sie im Booklet ihrer Debüt-CD. Sie sprach die Sprache nicht, kannte niemanden – und doch fühlte sie sich wie in einem Traum: „Ich hatte noch nicht viel Bühnenerfahrung und ging vier bis fünf Mal pro Woche in Aufführungen. Ich habe damals so viel gelernt – es war, als hätte ich meine wahre Seele gefunden.“

Selber auf der Bühne stand Hila Fahima in der Bismarckstraße natürlich auch, nur eben meistens in den ganz kleinen Nebenrollen, mit denen sich BerufsanfängerInnen an den großen Opernhäusern begnügen müssen, wenn sie neu ins Ensemble kommen. Mit einer Partie allerdings konnte sie in Berlin dann doch ganz groß rauskommen – mit der Königin der Nacht aus Mozarts „Zauberflöte“.

Damit schaffte sie es sogar in den Tagesspiegel, als sie bei einem Waldbühnen-Spektakel, das die Deutsche Oper mit dem musiktheatralischen Dauerbrenner veranstaltete, „Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen“ virtuos ins riesige Halbrund der Freiluftbühne schmetterte.

Ihre künstlerische Heimat ist die Wiener Staatsoper

Die extremen Koloraturen der Königin der Nacht liegen nicht vielen Sopranistinnen gut in der Kehle. Hila Fahima schon. Und darum singt sie auf ihrem Album auch italienisches Belcanto-Repertoire erschienen beim Label Orfeo). Begleitet wird sie dabei vom ORF Rundfunkorchester Wien.

Die österreichische Hauptstadt ist seit 2013 Fahimas künstlerische Heimat, die dortige Staatsoper ihr Arbeitsplatz. „Ich werde dem früheren Direktor Dominique Meyer stets dafür dankbar sein“, betont sie im Booklet, „dass er mir die Chance gab, viele unterschiedliche Partien auszuprobieren und mein Repertoire sorgsam aufzubauen.“

Was ein doppelt großes Lob ist, wenn man weiß, wie viele talentierte Sängerinnen und Sänger in jungen Jahren an den Musiktheatern „verheizt“ werden, weil die Intendanten sie zu schnell zu schwere Rollen singen lassen.

Hila Fahimas Stärke aber ist gerade das Mühelose, die enorme Beweglichkeit ihrer Stimme. Leicht und leuchtend, süß und charmant klingt ihr Sopran in den Donizetti-Arien. Wenn sie als Norina aus „Don Pasquale“ flötet: „Ich weiß, wie man Männerherzen auf kleiner Flamme röstet“, glaubt man ihr sofort.

Diese Stimme hat Entwicklungspotenzial

Neben altbekannten Hits aus „Lucia di Lammermoor“ oder „Liebestrank“ hat Hila Fahima für das Album aber auch Raritäten aus fast nie gespielten Werken des Vielschreibers Donizetti ausgewählt, aus „Linda di Chamonix“ beispielsweise, aus „Rosmonda d'Inghilterra“ und „Emilia di Liverpool“.

Hier, wie auch in den beiden Verdi-Arien aus dem Frühwerk „I Masnadieri“ sowie aus „Rigoletto“ lässt sie die Töne glitzern, gestaltet sehnsuchtsvolle Kantilenen. Aber es ist auch zu spüren, dass diese Stimme bei aller blühenden Schönheit noch nicht ihre vollen Entfaltungsmöglichkeiten ausreizt, dass da großes Entwicklungspotenzial schlummert in Hila Fahimas Sopran.

Wenn sie es weiterhin klug anstellt und ein Gespür dafür entwickelt, wann sie reif für den nächsten Schritt in ihrer künstlerischen Entwicklung ist, wird sie eine lange Karriere haben. So wie ihre sieben Jahre ältere Fachkollegin Olga Peretyatko, die ebenfalls als Koloraturspezialistin begonnen hat und inzwischen bei den lyrischen Partien der russischen Romantik angekommen ist.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false