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„Historische Zäsur“: Corona trifft die Museen hart
Fast 70 Prozent weniger Tickets verkauften die Museen im ersten Corona-Jahr. Eine positive Entwicklung hat diese Krise jedoch befördert.
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Die Corona-Pandemie hat die Besucherzahlen in deutschen Museen einbrechen lassen. Im vergangenen Jahr ging die Zahl der verkauften Tickets um knapp siebzig Prozent auf knapp 33,6 Millionen zurück. Die Zahlen für das erste Pandemie-Jahr 2020 veröffentlichte am Freitag das Institut für Museumsforschung. Nach Jahrzehnten kontinuierlich steigender Besuchszahlen mit zuletzt 111,6 Millionen Tickets in 2019 sieht das Institut nun „eine historische Zäsur“ für den Museums- und Ausstellungssektor. Von den kontaktierten 6484 Museen beteiligten sich 45 Prozent an der Umfrage. Weitere zehn Prozent waren wegen Umbauarbeiten oder pandemiebedingt nicht geöffnet.
Die Lockdowns des ersten Coronajahres hatten für die Museen unterschiedliche Schließzeiten zur Folge. Insgesamt waren die Museen zwischen 96 Tagen in Thüringen und 118 Tagen in Schleswig-Holstein von offizieller Seite geschlossen. Darüber hinaus konnten Einrichtungen, die im Sommer geöffnet blieben, ihre Besuchskapazitäten wegen der Hygieneauflagen nicht ausschöpfen.
Auch die Zahlen in den Ausstellungshäusern sind deutlich gesunken. Das Institut verzeichnet hier mehr als 2,3 Millionen Besucherinnen und Besucher, was einem Rückgang von gut 57 Prozent entspricht. Von den angeschriebenen 505 Häusern meldeten sechzig Prozent ihre Zahlen für 2020.
Mehr digitale Aktivitäten
Dafür konnten viele Einrichtungen in der Pandemie ihre digitale Präsenz verstärken. 1449 Museen meldeten zusammen 3599 Sonderausstellungen. 11,6 Prozent davon wurden digital präsentiert, nur 2,1 Prozent waren rein digitale Ausstellungen. 36 Museen gaben an, ihre digitalen Aktivitäten ausgeweitet zu haben. 13 Prozent verlagerten bestehende Angebote ins Netz, 20 Prozent der teilnehmenden Häuser entwickelten zudem neue digitale Inhalte und Medien. 25 Prozent intensivierten ihre Aktivitäten in den sozialen Medien.
„Obwohl die Museen mindestens drei Monate nicht für die Öffentlichkeit öffnen konnten, waren sie doch immer da“, zieht die Institutsdirektorin Patricia Rahemipour Bilanz. „Sie haben die Zeit genutzt, um mit ihren Sammlungen zu forschen und zu arbeiten und innovative, oftmals digitale Angebote zu entwickeln. Die Krise hat der Digitalisierung zu einem unglaublichen Schub verholfen.“ Aus Sicht von David Vuillaume, dem Geschäftsführer des Deutschen Museumsbundes, haben die Museen gut reagiert. „Sie haben sich von Anfang an als umstellungsbereit erwiesen.“ Dennoch sind die aktuellen Zahlen vor dem Hintergrund des zu erwartenden Infektionsgeschehens in den kommenden Monaten besorgniserregend. dpa
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