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Kultur: Hofhaus statt Hochhaus

Architekten aus Paris und Schanghai in der Galerie Aedes East

Yona Friedman gehört zu den Vordenkern der Architektur des nunmehr vergangenen 20. Jahrhunderts. Sein Manifest der mobilen Architektur proklamierte 1956 eine neue Form der flexiblen, klimatisierten, hochtechnisierten Stadt. Seine Raumstadtentwürfe von 1958/59 („Ville Spatiale“) inspirierten eine ganze Generation von Städtebauern bis hin zu den japanischen Metabolisten. Mit dem Entwurf von Wolkenkratzern beschäftigte sich der heute 80-jährige Franzose ungarischer Abstammung noch 1997. Nun ehrt die Galerie Aedes den Architekten in einer kleinen Schau in ihrem Pavillon in den Hackeschen Höfen und zeigt Entwürfe aus dem Zyklus Ville Spatiale“, aber auch einen kleinen Ausschnitt der Dekoration seiner Pariser Wohnung, eines wundersamen Kosmos’, angefüllt mit eigenen Zeichnungen, naiver Kunst aus aller Welt sowie Fundsachen und Readymades.

Nebenan in der Galerie Aedes East präsentiert sich die chinesische Architektengruppe Mada. Deren Kopf Qingyun Ma gilt als der Rem Koolhaas Chinas, und so hat die kurzweilige Ausstellung auch etwas von des letzteren Werkschau in der Neuen Nationalgalerie. Immerhin sind nicht alle Projekte von koolhaasschem Rigorismus, denn darunter gibt es kleinteilige Sanierungsplanungen, etwa für Ningbo, die auch hierzulande als „Kritische Rekonstruktion“ durchgehen könnten, oder eine moderne, theoretisch überhöhte Version des typischen Pekinger Hofhauses, implantiert inmitten der noch erhaltenen Hofhäuser östlich der Verbotenen Stadt.

Die Entwicklung eines eigenen Stils steht bei chinesischen Architekten nicht im Vordergrund des Interesses. Der Tradition gemäß bedient man sich pragmatisch erfolgreicher Muster, und so kann ein Museum schon mal so aussehen, als wär’s ein Stück des Holländers Ben van Berkel, oder ein Landhaus, als käme es geradewegs aus der Werkstatt der berühmten Baseler Minimalisten. Auch das „Well House“, ein neues Wohnhaus in einer historischen Lilong-Wohnanlage Shanghais aus weißem Ziegeln sowie viel Glas und Stahl, würde man nicht unbedingt im Reich der Mitte erwarten. Andererseits plant Mada den „Westmarkt in den Lüften“ in der alten Kaiserstadt Xi´an als historisierende Tempelanlage über drei Nutzebenen im Untergrund – eine für Läden und Parkplätze, eine für das eigentliche Shopping Center und eine für die archäologischen Ausgrabungen im Untergeschoss.

Mada gibt einen Einblick in die Arbeit einer kleinen engagierten Architektenszene. Die Wirklichkeit der kommerziellen chinesischen Bauproduktion sieht freilich ein wenig anders aus.

Galerie Aedes East, Hackesche Höfe, Rosenthaler Straße 40/41, bis 21. März. Katalog Mada 10 €.

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