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Georg Friedrich Prinz von Preußen im Haus der Bundespressekonferenz.

© dpa/Bernd von Jutrczenka

Hohenzollern & Co.: Namensfragen sind Machtfragen

Die unkorrekte Verwendung von einstigen Adelstiteln ist die sprachliche Anerkennung einer sozialen Sonderrolle. Damit sollte endgültig Schluss sein.

Ein Kommentar von Nikolaus Bernau

Die Versammlung strahlte – für das legere Berlin ungewohnt, mit Herren in sehr guten Wollstoffen, perfekt passenden Einstecktüchern und Schlipsen sowie vorbildlicher Sitzhaltung. Im Haus der Bundespressekonferenz galt es, ein neues Buch über den vormaligen Kronprinzen Wilhelm kennenzulernen, der zu gerne Wilhelm III. geworden wäre. Hat bekanntlich nicht geklappt, zu demokratie- und verfassungsfeindlich reaktionär war er schon in der Kaiserzeit und wohl bis zu seinem Tod 1951.

Dennoch glich diese Veranstaltung durchaus einer Audienz beim Urenkel besagten Wilhelms, bei Herrn Georg Friedrich Prinz von Preußen. Jenem Mann, der selbst in strikt republikanischen Medien oft als „der Prinz“ oder als „Chef des Hauses Hohenzollern“ bezeichnet wird.

Beides ist er nicht. Ohne ehrabschneidend sein zu wollen: Adelstitel wie „Prinz“, „Fürst“, „Graf“ etc. wurden mit „dem Adel“ genauso in der Reichsverfassung von 1919 abgeschafft – seither gibt solche Begriffe nur noch als Teil von Nachnamen. Genauso fielen die Privilegien staatsrechtlich garantierter „Häuser“, auch aus „den Hohenzollern“ wurde ein rein privatrechtlicher Familienverband. Fast 104 Jahre später wurde aber wieder viel vom „Haus“ gesprochen, ein rückenbeugendes „Königliche Hoheit“ war deutlich vernehmbar und die entweder unhöfliche kurze oder ehrerbietig-artikellose Formulierung „Prinz von Preußen spricht nun zu uns“.

Herr Prinz von Preußen ging freundlich lächelnd über solche Unkorrektheiten hinweg. Schließlich weiß niemand besser als der 1918 gestürzte Adel, dass Namens- und Titelbezeichnungen keineswegs bedeutungslos sind. Ihre Verwendung ist Teil einer Dauer-Auseinandersetzung um gesellschaftlichen und politischen Einfluss und damit auch die wirtschaftlichen Möglichkeiten der „Firma“, wie sich die britische Familie Windsor selbst erfrischend klar bezeichnet.

Es geht also nicht nur um Kultur- oder Geschichtsbewusstsein, sondern um handfeste aktuelle Interessen. Die unkorrekte Verwendung von Ex-Titeln etwa durch Historiker, Journalisten oder Politiker ist also keine Belanglosigkeit, sondern die sprachliche Anerkennung einer sozialen Sonderrolle.

Das Geprinze werden wir wohl trotzdem nicht so schnell ändern können. Aber vielleicht könnten wir ein letztes juristisches Adelsprivileg schleifen: die Genderisierung des Namens einer Frau bei der Heirat mit einem „Prinz“, „Fürst“, „Graf von XY“. Sie darf sich dann, Reichsgerichtsentscheidung von 1926, „Prinzessin“, „Fürstin“, „Gräfin von XY“ nennen. Die Ehefrau eines Herrn Müller aber darf sich nicht „Müllerin“ nennen. Herr Scholz, Herr Habeck, Herr Lindner – das ist Ihr Bunte-Seiten-Thema.

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