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Kultur: Hörbilder

SOTTO VOCE Jörg Königsdorf will Mahler hören und sehen Wer klassische Musik am liebsten mit geschlossenen Augen hört, kennt das Phänomen: Sobald die Lider heruntergeklappt sind, holt das Innere Bilder aus seinem Archiv hervor und macht die Musik zum Soundtrack. Als ob uns das Unterbewusstsein partout beweisen wolle, dass die Idee von der absoluten Musik Quatsch ist, sieht man nolens volens Anna Magdalena Bach zum Klang von Johann Sebastians Cembalofugen klöppeln und zu Mozarts Requiem eine Hand voll dreispitzbekrönte Gestalten auf nachtdunklem Friedhof einen Sarg verscharren.

SOTTO VOCE

Jörg Königsdorf will

Mahler hören und sehen

Wer klassische Musik am liebsten mit geschlossenen Augen hört, kennt das Phänomen: Sobald die Lider heruntergeklappt sind, holt das Innere Bilder aus seinem Archiv hervor und macht die Musik zum Soundtrack. Als ob uns das Unterbewusstsein partout beweisen wolle, dass die Idee von der absoluten Musik Quatsch ist, sieht man nolens volens Anna Magdalena Bach zum Klang von Johann Sebastians Cembalofugen klöppeln und zu Mozarts Requiem eine Hand voll dreispitzbekrönte Gestalten auf nachtdunklem Friedhof einen Sarg verscharren. Schuld daran ist natürlich das Kino, und man kann ihm dabei nicht einmal einen Vorwurf machen. Denn dass sich diese Bilder so hartnäckig festgesetzt haben, beweist ja gerade, dass an ihnen auch etwas dran ist. Besonders arg getroffen hat es Gustav Mahler, dessen fünfte Sinfonie wohl auf ewig mit dem „Tod in Venedig“ verbunden sein wird. Passend zur Berlinale zeigt das Konzerthaus im Musikclub heute den ViscontiFilm in Zusammenhang mit der Aufführung der Siebten durch das Berliner Sinfonie-Orchester und seinen Chef Eliahu Inbal . Auch die Folgekonzerte am Samstag und Sonntag haben ein cineastisches Beiprogramm: Samstag den kaum weniger legendären Mahler-Film von Ken Russell, Sonntag Adrian Marthalers Film über „Mahlers Sechste“. Zum Glück erst im Anschluss an die Konzerte um 22 Uhr. Damit die Musik gegen die Bilder noch eine Chance hat.

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