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Filmszene aus "French Women"

© Luc Roux/Alpenrepublik/dpa

"French Women" von Audrey Dana: Hormonsachen

Klamotte voller Klischees: „French Women“ verrät sein Personal, Frauen zwischen 25 und 65, an vulgäre Witze und jongliert mit alten Klischees und gezielten Peinlichkeiten.

Komödien kommen im Kino selten ohne männliche Lästermäuler und Kumpelfreundschaften aus. „French Women – Was Frauen wirklich wollen“ tritt dem Manko mit schrillen Ausrufezeichen entgegen. Auf den ersten Blick besteht er den kritischen Test, mit dem die amerikanische Comickünstlerin Alison Bechdel die Genderverhältnisse im Mainstreamkino maß: Es müssen mindestens zwei weibliche Hauptfiguren vorkommen, die sich über ein anderes Thema als Männer unterhalten. Audrey Danas Komödie bringt es auf stolze elf Protagonistinnen, doch subversives oder einfach nur gut inszeniertes Popcorn-Kino ist ihre Zeitgeist-Klamotte nicht. Statt mit heiklen Klischees souverän zu jonglieren, verrät ihr Drehbuch sein Personal – Frauen zwischen 25 und alterslosen 65 aus dem Pariser Angestellten- und Chefinnenmilieu – an angestrengt vulgäre Witze.

„French Women“ schaut den „Schlampen“ unter die Röcke („Sous les jupes des filles“ ist der nicht weniger missratene Originaltitel des Films) und breitet seine – womöglich durch den Klimawandel hervorgerufenen – hormonellen Turbulenzen mit einem starken Schuss Häme aus. Auf den ersten Blick postfeministisch offen für die Lust als Lebensstil, heftet die Regisseurin ihren Protagonistinnen die üblichen Etiketten weiblicher Hysterie, bissiger Rivalität und hirnlos affektierter Romantik an.

Kalte Chefin und kuriose Panikattacken

Audrey Dana, bisher als Schauspielerin tätig, verkörpert Jo, eine Singlefrau und Porno-affine Geliebte, die endlich doch den Mann fürs Leben besitzen will und dabei an die als Rachegöttin aufblühende Ehefrau gerät. Zu Beginn gibt sie in einem roten Bett unter dem roten Design des Vorspanns den weiblichen Monatszyklus als Motto für die emotionale Achterbahnfahrt des Episodenreigens aus. Rose (Vanessa Paradis) hat das Problem, als dominante Chefin eines Umfrageinstituts für kalt gehalten zu werden, was sie im Umgang mit anderen Frauen bis zu ihrer Wandlung auch beweist.

Lilli, eine Dessous-Designerin (Isabelle Adjani, leider eine Botox-paralysierte Maske), quält sich mit ihrer gefühlten Menopause, seit ihre heranwachsende Tochter einen Freund hat. Ysis (Géraldine Nakache), eine vierfache Mama, beginnt eine Affäre mit ihrer Babysitterin, wird aber für ihre Rückkehr ins vertraute Ehe- und Familienleben gefeiert. Anwältin Agathe (Laetitia Casta) steht vor ihrem ersten großen Fall und läuft mit lauten Darmgeräuschen immer wieder vor ihrem Schwarm davon. Und Julie, eine Frauenärztin und Singlefrau mit kuriosen Panikattacken, sieht sich mit einer Krebskrankheit konfrontiert. Im Schnelldurchlauf erlebt sie ihre Läuterung zu mehr Gelassenheit.

Lose verknüpft das Drehbuch die auseinanderdriftenden Geschichten mit Lillis Dessous-Geschäft, ihr Satz „Der Grat zwischen sexy und vulgär ist schmal“ trifft auch auf die gezielten Peinlichkeiten des Films zu. Das Körnchen Wahrheit in all den vermengten Klischees wird unter Frivolitäten begraben.

Cinema am Walther-Schreiber-Platz, Cinemaxx Potsdamer Platz, Kino in der Kulturbrauerei, UCI Kinowelt Colosseum

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