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Die einzige Tochter von Marlene Dietrich ist tot. (Archivbild)

© dpa/Jens Kalaene

„Ich hatte eigentlich nie eine Mutter“: Maria Riva mit 100 Jahren gestorben – ein Leben im Schatten der Marlene Dietrich

Das einzige Kind der Hollywood-Legende Marlene Dietrich hatte eine schwere Kindheit. Über ihr Leben schrieb sie ein Buch. Nun ist Maria Riva im Alter von 100 Jahren gestorben.

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Das einzige Kind von Weltstar Marlene Dietrich ist tot: Maria Riva starb vergangenen Mittwoch im Alter von 100 Jahren im US-Bundesstaat New Mexico, wie ihr Sohn Peter Riva der Deutschen Presse-Agentur bestätigte. „Wir alle werden Marias Intelligenz, ihren Rat und ihr tiefes menschliches Verständnis vermissen“, hieß es in einer Mitteilung von ihm. „Sie war immer die eine Person, bei der wir uns alle darauf verlassen konnten, dass sie da war – immer bereit, mit Essen, Wärme, Rat und Liebe.“

Riva war vor einiger Zeit aus Los Angeles zu ihrem Sohn nach New Mexico gezogen. Im Dezember wäre sie 101 Jahre alt geworden. Den 100. Geburtstag habe die Familie im vergangenen Jahr „eher ruhig“ angehen wollen, hatte Sohn David Riva damals der Deutschen Presse-Agentur gesagt.

Geboren als Maria Elisabeth Sieber 1924 in Berlin

Geboren wurde Maria Riva am 13. Dezember 1924 als Maria Elisabeth Sieber in Berlin – anderthalb Jahre nach der Hochzeit von Dietrich (1901-1992) mit dem Regieassistenten Rudolf Sieber (1897-1976). Dass sie als Kind einer Filmikone aufwachsen würde, war da noch nicht klar. Dietrich wurde erst 1929 mit dem Film „Der blaue Engel“ auf einen Schlag berühmt – und dann schnell zum Star auf der ganzen Welt.

Marlene Dietrich, Rudolf Sieber und Maria Riva (Archivbild)

© imago/UIG

Riva wuchs größtenteils in den USA als Einzelkind in einer Erwachsenenwelt auf. „Ich hatte eigentlich nie eine Mutter“, sagte sie 1992 in Berlin, als sie dort wenige Monate nach Dietrichs Tod ihr Buch „Meine Mutter Marlene“ vorstellte. „Ich wollte das Bild von der Göttin Marlene ein wenig ins rechte Licht rücken, also habe ich einfach die Wahrheit geschrieben“, sagte sie damals der Deutschen Presse-Agentur. Sogar ihre Unterschrift sei damals gewesen: „Maria, die Tochter von Marlene Dietrich“.

Jahrelang hatte Riva Zweifel an ihrem tatsächlichen Alter: Mit ihrem Alter nahm es Marlene Dietrich nicht so genau und machte sich immer ein paar Jahre jünger als sie tatsächlich war, schreibt die „New York Times“. Ebenso habe sie mit dem Alter ihrer Tochter verfahren. Erst mehr als 50 Jahre nach ihrer Geburt habe Maria Riva im Nachlass ihres Vaters ihre Geburtsurkunde gefunden – und konnte sich endlich ihres Alters sicher sein.

Schwierige Kindheit im Schatten der Diva

„Ich durfte nicht zur Schule, ich hatte keine Freundinnen, durfte auf keine Party.“ Ständig wollte Marlene ihre kleine Tochter bei sich haben, das Bild der liebenden Mutter aufpolieren. „Aber ich wäre nie auf die Idee gekommen, die Hand meiner Mutter zu nehmen, mit ihr zu schmusen.“

Einer der vielen Liebhaber ihrer Mutter habe sie über mehrere Monate lang fast täglich vergewaltigt, schreibt die „New York Times“. Schon in jungen Jahren sei Maria Riva alkoholabhängig und selbstmordgefährdet gewesen. Mit 20 Jahren wurde ihre erste Ehe geschieden. Sie habe immer noch viel getrunken. Ein Buch der deutschen Psychoanalytikerin Karen Horney habe nach eigener Aussage ihr Leben gerettet. Die harsche Kritik an Dietrich in ihrem Buch habe seine Mutter später jedoch bereut, sagte Sohn David Riva. Sie habe ihre Mutter wirklich bewundert und großen Respekt vor ihrem Talent und ihrer Disziplin gehabt. 

Maria Riva nahm Schauspielunterricht und spielte bereits als Kind kleine Rollen, etwa an der Seite ihrer Mutter in dem Historienfilm „Die scharlachrote Kaiserin“. Später bekam sie auch größere Rollen, bekam Emmy-Nominierungen, stellte die Schauspielerei dann aber wieder ein. Sie sei doch sowieso nur eine „Marlene Dietrich für Arme“ gewesen und habe keine großen Ambitionen in der Branche, sagte Riva. 

Mutter von vier Söhnen

Anstelle dessen kümmerte sie sich viel um ihre Mutter – die von ihrer Familie „Massy“ genannt wurde, weil Enkel Michael als Kleinkind den Namen Marlene nicht richtig aussprechen konnte. 1947 heiratete Maria Riva zum zweiten Mal. Mit dem Bühnenbildner William Riva bekam sie vier Söhne, der Älteste starb 2012. William Riva war bereits 1999 gestorben. 

„Was falsch war, war falsch, was richtig war, war richtig, was großartig war, war großartig und was brillant war, war brillant“, sagte Riva einmal mit Blick auf ihr Leben. „Die Menschen verstehen nicht, wie es möglich ist, das Kind einer vergänglichen Kreatur zu sein, die jenseits der Normalität ist. Es ist sehr schwierig.“ (dpa/tsp)

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