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Hüftsteif: Pasquale Aleardi mit Moritz Bleibtreu und Heike Makatsch.

© Universal Pictures

„Ich war noch niemals in New York“ verfilmt: Pastellene Gesangstörtchen, aber bitte mit Sahne!

Die Verfilmung des Udo-Jürgens-Musicals „Ich war noch niemals in New York“ ist eine etwas zu brave Nummernrevue.

„Hände hoch, oder ich singe.“ Manchen Menschen hört man einfach weniger gern zu als anderen. Katharina Thalbach hört man gern zu. Wenn sie als Maria Wartberg voller Verve „Mit 66 Jahren, da kommt man erst in Schuss“ schmettert, klingt das stimmlich zwar ein bisschen wie „Schlumpf-Lied“. Aber es passt. Thalbachs Figur bringt in der Verfilmung des Udo-Jürgens-Jukebox-Musicals „Ich war noch niemals in New York“ den nötigen Humor locker mit. Ihr weiser Schalk blitzt aus jeder Zeile.

Er schwingt sogar mit, wenn sie zu Beginn sehnsüchtig auf ein Zeichen ihrer ehrgeizigen Moderatorinnen-Tochter Lisa (Heike Makatsch) wartet. Zeit ist Geld für Lisa, zudem sinken die Quoten ihrer Talkshow. Und ihr Liebesleben liegt vor lauter Zickigkeit längst brach. Doch dann rutscht Mama in der Küche aus und knallt auf den Kopf – während im Radio der Udo-Jürgens-Song läuft. Nach dem Gedächtnisverlust weiß sie nur noch, dass sie „noch niemals in New York“ war. Und dass das bonbonfarben dekorierte Kreuzfahrtschiff „Maximiliane“ (reimt sich, klar, auf „Sahne“) nach New York fährt. Lisa spürt sie an Bord auf, schafft es aber nicht mehr, sie vor dem Ablegen noch zurück an Land zu hieven.

Im kollektiven Gedächtnis verankerte Gassenhauer

Man sollte sich bei einem Musical nicht an der Triftigkeit von Handlungen aufhalten. Wichtig ist nur, dass zusammen mit Mama Wartberg und der widerstrebenden Lisa auch noch Lisas schwuler Visagist Fred (Michael Ostrowski) und der Witwer Axel (Moritz Bleibtreu) an Bord geraten und dass dort neben Gigolo Otto (Uwe Ochsenknecht) und Entertainer Costa (Pasquale Aleardi) ein nautisches Riesen-Tanz-und-Gesangsteam wartet. Während der Überfahrt werden nicht nur Jürgens’ im kollektiven Gedächtnis mehrerer Generationen verankerte Gassenhauer in Musik und Choreo abgearbeitet. Sondern auch Herzensangelegenheiten: Jedes Töpfchen find’ sein Deckelchen, jeder Fernsehstar seinen Spießer, jeder Visagist seinen Entertainer. Und jede alte Frau ihren Schatz.

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Das ist das Grundgerüst von Philipp Stölzls pastelliger, mit Törtchen, Sahnehäubchen und Delfinen ausgestatteter Inszenierung: Nur die Liebe zählt. Die Camp-Ästhetik und die wackeren Arrangements nehmen den Schlagern viel von ihrer schunkeligen, piefigen Anmutung. Und dass der 2014 verstorbene Jürgens in seiner Biografie davon sprach, sein Leben lang vor allem „Frauen unter 20“ begehrt zu haben, „17 Jahr, blondes Haar“ ist sicher kein Thema für solch ein Musical. Zumal die Songs, wie schon in der Abba-Nummernrevue „Mammamia!“, nur musikalisch die Handlung rahmen.

Doch der Schalk, den Thalbach ebenso locker aus dem Ärmel schüttelt wie Andreja Schneider in ihrer Nebenrolle als Aphorismen kloppende Edita, fehlt dem designierten Gegensätze-Paar Bleibtreu und Makatsch. Dass beide nur wackelig singen und tanzen, könnte ja lustig sein – wenn es bei ihnen nur nicht so aussehen würde, als nähmen sie sich ernst. So bleiben sie hinter Ochsenknechts beeindruckendem Gesangstalent, hinter Thalbachs selbstironischem Gequäke und dem Profi-Ensemble zurück. Und wirken ein wenig wie Partypooper. Dass der Film problemlos auf einem echten Kreuzfahrtschiff laufen könnte, ohne dass sich jemand auf den Schlips getreten fühlt, ist schade. An Deck wäre auch Raum gewesen, um jemandem gehörig in den Schirmchendrink zu spucken. Oder für einen Tanz zur Umweltbilanz.
In 24 Berliner Kinos

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