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Philippe Jordan kennt sich mit den Werken Richard Wagners aus.

© Stephan Rabold

Berliner Philharmoniker: Im Mittelpunkt steht das Orchester

Dirigent Philippe Jordan und Sopranistin Anja Kampe zu Gast bei den Berliner Philharmonikerrn.

„Volles Wogen der Wassertiefe“, das Walhall-Motiv als Ausdruck der freien Bergeshöhe, Donner und Blitz, Wasserfrauen, Zwerge, Götter: Aus „Rheingold“, dem „Vorabend“ zum „Ring des Nibelungen“, hat Philippe Jordan ein Konzentrat geschmiedet, das in der Philharmonie volle Zustimmung findet. Diese zwanzig Minuten konzertanter Musik rufen vor allem in Erinnerung, dass die Berliner Philharmoniker ein Wagner-Orchester von höchstem Rang sein können. Überhaupt gehört der Abend, den Jordan so sorgfältig wie hingebungsvoll dirigiert, besonders dem Orchester, den Musikern und Musikerinnen, die dem Dirigenten mit beflügeltem Engagement zuspielen.

Philippe Jordan, seit 2020 Musikdirektor der Wiener Staatsoper, kommt aus einem Wagner-begeisterten Haus. Sein Vater Arnim, als Dirigent ebenfalls im Wagner-Fach heimisch, hat in dem „Parsifal“-Film (1982) von Hans-Jürgen Syberberg nicht nur die Musik geleitet, sondern auch den Amfortas gespielt. Jordan vereint die Tradition, die ihm mitgegeben ist, mit klarer, beredter Interpretation.

Albrecht Mayer und Stephan Dohr begeistern

Fast wie eine Nachahmung des „Rheingold“-Beginns kann man die „Nacht“ am Anfang der „Alpensinfonie“ von Richard Strauss hören und die Naturphänomene von Wald und Bach in Wagner-Nähe bringen – während die Oboenmelodie „Auf dem Gipfel“ demütig der Majestät der Berge begegnet. Mit seinem faszinierenden Solo erobert Albrecht Mayer wiederum die Herzen des Publikums, was besonders auch Stefan Dohr gelingt, dessen Horn-Kantabilität den ganzen Abend bestimmt.

Eingefügt in das Programm sind die Altenberg-Lieder von Alban Berg. Deren zwei standen zur Uraufführung in dem berühmten „Watschenkonzert“ unter Arnold Schönberg in Wien 1913. Man kann sich die Radauszenen mit Prügeleien und Polizeieinsatz wegen einer missliebigen Richtung der Musik heute kaum vorstellen. Später wurde der Kontrast zwischen dichterischem Anlass der „Ansichtskartentexte“ von Peter Altenberg und dem musikalischen Aufwand der Komposition kritisiert: Großes Orchester mit Geräusch, weite Intervallsprünge und tonloses Sprechen der Gesangsstimme. Anja Kampe ist eine souveräne Interpretin, die mit wunderbarem Klang ihres Soprans die Intention der Lieder vermittelt, nämlich im Sinn der Dichtung dem „Telegramm-Stil der Seele“ zu dienen.

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