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Kurdische Demonstranten beim Newroz-Fest in Hannover im Jahr 2016. Auch dieses Jahr ist dort für den 16. März eine Massenkundgebung angekündigt. Einen Tag später wird in Berlin gefeiert.

© Alexander Körner/dpa

In Hannover und Berlin: Kurden feiern Neujahrsfest Newroz

Trotz Krieg: Kurden feiern das Neujahrsfest Newroz und demonstrieren gegen das militärische Vorgehen der Türkei in Syrien. Kundgebungen in Hannover und Berlin werden erwartet.

Von Muhamad Abdi

Newroz heißt „der neue Tag“. Das kurdische Neujahrsfest ist eines der ältesten Feste der Welt, mit dem zugleich der Frühling begrüßt wird. Seit etwa 3000 Jahren wird es gefeiert, traditionell in der Natur. In nahöstlichen Ländern machen die Feiernden einen Ausflug vor die Stadt. Essen, Gesänge, Musik- und Theateraufführungen gehören zum Fest, genau wie traditionelle Kleidung. Kerntag ist der Frühlingsanfang am 21. März, je nach Sonnenstand.

Auch in diesem Jahr wird es auf der ganzen Welt begangen. In Deutschland leben rund einer Million Kurden. Hier steht das Fest unter dem Motto „Nein zum Krieg“ als Reaktion auf die türkische Militäroperation in der Region Afrin in Syrien. Seit dem 19. Januar greift die türkische Armee das Gebiet an, das die kurdischen Partei YPG kontrolliert, die von Ankara als Terrormiliz angesehen wird. Seitdem eskaliert der Konflikt zwischen Kurden und Türken – auch hierzulande. Neben Demonstrationen ist es in den letzten Tagen, unter anderem in Berlin, zu Attentaten auf türkische Einrichtungen gekommen, die von den Sicherheitsbehörden teilweise militanten Kurden zugeordnet wurden.

So aufgeheizt die Situation aktuell ist, an Newroz soll vor allem gefeiert werden. Dazu gehört es, über offenes Feuer zu springen und gemeinsam zu singen – vor allem politische Lieder, denn Politik spielt eine wichtige Rolle im Leben der Kurden. Auch Newroz hat eine politische Dimension, es ist mit einer alten Legende verbunden. Sie erzählt vom ungerechten König Azohak, der sein Volk unterdrückte. Am 21. März vor 3000 Jahren tötete ein Kurde namens Kawa diesen König. Anschließend entfachte er ein großes Feuer auf einem Berg in Kurdistan, um die Bevölkerung über das Ende der Tyrannenherrschaft zu informieren. Seitdem ist es Tradition, dass die Newroz-Feiern mit dem Entzünden eines Feuers beginnen.

Lange Zeit war die kurdische Kultur in Syrien und der Türkei verboten. Das galt für die Sprache, Schulen, Namen und Feiertage ebenso wie für die kurdische Fahne. Ein Verstoß gegen diese Verbote konnte jahrelange Haftstrafen nach sich ziehen. Im Iran gilt das bis heute. Deswegen ist das Neujahrsfest Newroz für die Kurden weltweit ein Symbol für ihre Forderung nach Frieden, Freiheit sowie Demokratie. Newroz steht für ihre Identität; es ist ein wichtiges Zeichen dafür, wie vital die Gemeinschaft ist.

Deshalb spielt auch die Musik eine besondere Rolle an Newroz. Kurdische Musik ist sehr traditionell. Westliche Einflüsse, wie sie etwa in der türkischen Musik dominieren, sind eher gering. Die Lieder handeln immer von der Heimat. Am beliebtesten sind Liebes- und Arbeitslieder, die von herkömmlichen Instrumenten wie Flöte und Laute begleitet werden.

Das zentrale Newroz-Fest in Deutschland findet am Samstag, 17. März, in Hannover statt. Nach einigem Tauziehen ist nun von den Behörden dort eine Friedenskundgebung genehmigt worden. Die Veranstalter erwarteten für das Fest rund 15 000 Besucher. Einen Tag später wird in Berlin in Huxleys Neuer Welt gefeiert (Hasenheide 107–113, ab 15 Uhr). Am 21. März findet im Theater X eine Theaterinszenierung mit anschließender Podiumsdiskussion zum Thema „Newroz und kurdischer Widerstand“ in Bezug auf die jüngsten Ereignisse in Afrin statt (Wiclefstraße 32, 18 Uhr).

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